Sonntag, 20. November 2011

Tanz der Vampire, Metronom Theater Oberhausen, 14. Januar 2010

Ich glaube, ich habe es schon ein oder zwei(hundert) mal erwähnt, aber... ich bin in einer Festspielstadt aufgewachsen und das prägt fürs Leben.
Ich habe meine Schulzeit damit verbracht, all die Klassiker zu lesen, die in der Ruine aufgeführt wurden und mich mit meinen Freundinnen praktisch um die Ferienjobs hinter der Bühne geprügelt, weil selbstverständlich jede von uns so nah dabei sein wollte wie möglich. Wir haben komplette Sommer auf dem Rasen vor der Stiftsruine verbracht und so viele Vorstellungen gesehen, wie unser begrenztes Taschengeld-Budget hergegeben hat. 
Folgerichtig beherrsche ich alle Songs aus „Hair“, der „Rocky Horror Show“ oder auch „Jesus Christ Superstar“ fehlerfrei auf deutsch und englisch, und ich komme weder beim Mitsprechen der Anfangssequenz von „Romeo und Julia“ noch beim Schlussmonolog des Puck aus dem „Sommernachtstraum“ ins Schleudern.
Ich gehe wahnsinnig gern – wenn auch viel zu selten - ins Theater und ich liebe die ganz großen Gesten, die großen Gefühle und den Pomp eines Musicals. Man kann das kitschig finden. Oder toll. Und ICH finde es toll.
Deswegen sind wir gestern auch der Einladung des Grafen von Krolock zu seinem Mitternachtsball gefolgt. Und es war toll, toll, toll.
Matthias Stockinger, der eigentlich den Grafen geben sollte, dann aber aufgrund krankheitsbedingter Absagen als Chagal auf der Bühne stand, war grandios. Als hätte er noch mal beweisen wollen, was er drauf hat und dass er die rolle des Grafen mehr als verdient gehabt hätte. Das war stimmlich und schauspielerisch unglaublich. 
Krisha Dalke alias Alfred wollten wir vom Fleck weg adoptieren. Bisher gehörte „Für Sarah“ nicht unbedingt zu meinen Lieblingssongs, seit gestern muss ich darüber allerdings noch mal nachdenken. Hach... 
Linda Konrad hat mir als Magda bei „Tot zu sein ist komisch“ eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken gejagt, wie Christian Stadlhofer seinen Text bei „Wahrheit“ und „Bücher, Bücher“ in dieser unfassbaren Geschwindigkeit und noch dazu fehlerfrei runtersingt, wird mir bis in alle Ewigkeit ein Rätsel bleiben, Jakub Wocial war ein herrlich tuntiger Herbert und ich bin sicher, dass niemand anders so schön mit einer Salami um sich schlägt wie Martine de Jager. Michel Driesse und Riccardo Greco waren bei ihren Nightmare-Soli der Hammer und ich fand auch Senta-Sofia Delliponti als Sarah super. 
Einzig der Graf himself hatte von Anfang an keine wirkliche Chance bei uns. Ich kann nicht behaupten, dass Kevin mich enttäuscht hätte, er hat darstellerisch und gesanglich durchaus überzeugt, aber UNSER Graf war, ist und wird bis in all Ewigkeit (Scheiß Wortspiel im Zusammenhang mit einem Vampir!) eben Jan Ammann sein. Da kann ich leider nicht aus meiner Haut. Er hat nach „Jekyll & Hyde“ einfach diesen „Hersfeld“-Bonus. Und der wird ihm so lange bleiben, bis er bei der „Gier“ wirklich mal in den Orchestergraben rutscht...

Castliste:
Graf von Krolock - Kevin Tarte
Sarah - Senta-Sofia Delliponti
Professor Abronsius - Christian Stadlhofer
Alfred - Krisha Dalke
Chagal - Matthias Stockinger
Magda - Linda Konrad
Herbert - Jakub Wocial
Koukol - Stefan Büdenbender
Rebecca - Martine de Jager


Tanzsolisten
David Baranya, Kerstin Zinser-Zwanziger, Csaba Farago, Vanni Viscusi


Gesangssolisten
Riccardo Greco, Michel Driesse


Tanzensemble
Isabel Dan, Veronique Spiteri, Johan Vandamme, Lucas Theisen, Samantha Turton, Gemma West


Gesangensemble
Milena Alaze, Eva Maria Bender, Janaina Bianchi, Sandra Bleicher, Kevin Hudson, Sanne Mieloo, Sven Prüwer, Maciej Salamon


Dirigent - Martin Gallery

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