Sonntag, 30. Juni 2013

Show Boat, 29. Juni 2013, Bad Hersfelder Festspiele


Video: thebadhersfeldtv


Erstmal nur so viel: Es war ein großartiger Abend in der Stiftsruine. Wir haben ein Stück gesehen, bei dem es viel zu lachen und genauso viel zu weinen gab, eine stimmgewaltige Cast, ein tolles Bühnenbild, großartige Tanzszenen, sehr, sehr schöne Kostüme, ein grandioses Orchester, wunderschöne Songs...


Die Ankündigung, mit "Show Boat" ein Musical spielen zu wollen, das in Deutschland eher ein Schattendasein führt, hat in Fachkreisen nicht unbedingt in Jubelstürme ausgelöst. Dass die Inszenierung von Melissa King das letzten Endes doch geschafft hat, ist mehr als verdient. Es hat großen Spaß gemacht, sich das anzusehen. 

tbc.





Besetzung:

Captain Andy Hawks - Michael Schanze

Parthy Hawks - Inez Timmer

Magnolia Hawks - Milica Jovanovic

Gaylord Ravenal - Jan Ammann

Julie La Verne - Sophie Berner

Joe - Walter Reynolds

Queenie - Siggy Davis

Frank Schultz - Petter Bjällö

Ellie Mae Chipley - Nini Stadlmann

Steve Baker - Andreas Christ




Ensemble Herren: Fredrik Anderson, Greg Antemes (Dance Captain), Arne David, Daniel Dimitrow, Neil Dolan, Andrew Hannan, Joel Kirby, Eddie Jordan, Calvin Lee, Justin Lee Miller, Kevin Moreno,  Oliver Mülich, Laurent N’Diaye, Lemuel Pitts, Stephen Shivers

Ensemble Damen: Anastasia Bain, Aisata Blackmann, Sophia Burger, Jessica Fendler, Barbara Goodman, Yara Hassan, Joana Henrique, Suzana Novosel, Dapheny Oosterwolde, Deborah Powell, Amelie Trümner, Melanie Walter, Lina Weissenböck, Amanda Whitford, Marión Zollinger
          
Chorverein Bad Hersfeld

Sonntag, 23. Juni 2013

Premiere "Les Misérables", DomplatzOpenAir Magdeburg. 21. Juni 2013

Sommerliche Temperaturen, ein beeindruckender Vollmond und im Hintergrund der Dom, der pünktlich zu Valjeans letztem Atemzug 12 schlug... 

 

Weiter komme ich einfach nicht. Ich versuche seit Stunden, eine einigermaßen objektive und/oder strukturierte Zusammenfassung des Abends zu schreiben, aber irgendwie gelingt es mir nicht. Es war das erste Mal, dass ich das Stück live auf einer Bühne gesehen habe und es hat mich sehr viel mehr umgehauen als ich dachte. Aber wen diese Geschichte nicht mitnimmt, hat vermutlich kein Herz. 

Thomas Borchert war ein großartiger Valjean, der schauspielerisch und stimmlich für mich keine Wünsche offen ließ. Ob verbitterter Sträfling, der durch die Gnade des Bischofs von Digne zu einem besseren Menschen wird, souveräner Fabrikbesitzer und Bürgermeister, der Vater, der er für Cosette war oder der verzweifelte Mann, der sein ganzes Leben dieses Geheimnis mit sich herumtragen musste... Ich fand ihn wirklich, wirklich überzeugend.

Genauso überzeugend waren auch Bettina Mönch als Fantine und Christina Patten als Eponine. Nicht umsonst wurden beide beim Schlussapplaus ausgiebig bejubelt. Ich gebe gern zu, dass sie mit "Ich hab geträumt vor langer Zeit" und "Nur für mich" jeweils einen echten Taschentuch-Kandidaten zu singen hatten, da aber weder der eine noch der andere Song zu meinen Favoriten gehört, müssen sie wohl in ihren Rolleninterpretationen sehr viel mehr richtig gemacht haben als diese Songs, wenn sie mich so eiskalt erwischt haben.

Und wo ich gerade beim zugeben bin: Ich habe eine kleine Schwäche für die barricade boys. Okay, okay... die Schwäche ist nicht wirklich klein, eher das Gegenteil. Man wickelt mich einfach schnell um den Finger, wenn man leidenschaftlich für eine Sache kämpft, von der man überzeugt ist. Ich hasse es, dabei zusehen zu müssen, wie ein Student nach dem anderen sein Leben auf der Barrikade verliert. Und nein, es macht nichts besser, wenn Marius bei "Dunkles Schweigen an den Tischen" dann auch nochmal die Namen seiner verstorbenen Freunde aufzählt. Herzlichen Dank an Gil Mehmert für's Messer in der Wunde nochmal umdrehen. Autsch.

Ganz großartig war auch - wie nicht anders zu erwarten - die letzte Szene im ersten Akt: "Morgen schon". Als wäre der Song an sich nicht schon DER Gänsehautmoment schlechthin, war er in Magdeburg noch ein bisschen großartiger. Die riesige französische Flagge, die zwischen den beiden Kulissenteilen gespannt war und auf der man die Umrisse der Studenten samt ihrer hocherhobenen Fäuste und Flaggen sehen konnte, war unglaublich toll.

Ziemlich geschluckt habe ich überraschenderweise bei "Trinkt mit mir". Wie die Studenten inmitten dieses Aufruhrs einen Moment der Ruhe finden, wie sie da sitzen und auf ihre Freundschaft das Glas erheben. Ich weiß nicht, wie ich's beschreiben soll, aber das war so... friedlich. Ich mochte die Atmosphäre total gern, die von diesem Song ausging.



Okay... ich gebe auf. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Aus dem, was ich hier zustande bringe, wird im Leben kein Blogeintrag mehr, der irgendwem vermittelt, was die Inszenierung ausmacht. Das ist nichts weiter als wirres Gestammel und mein übliches WAAAAAAAAAH. Vielleicht ist damit aber auch alles gesagt. Obwohl ich noch gar nicht erwähnt habe, wie sehr ich den schwärmerischen Marius mochte, den Oliver Arno gegeben hat, dass Marc Lamberty exakt der leidenschaftliche Enjolras war, den ich mir gewünscht hatte, dass Markus Liske "Sterne" genauso so gesungen hat, wie ich gehofft habe und dass es mich sehr gerührt hat, als Fantine in ihrer Sterbeszene die kleine Cosette angesungen hat, die ein paar Meter weiter immer mehr aus dem Licht verschwunden ist.

Ich werde auf jeden Fall einen weiteren Ausflug nach Magdeburg machen und vielleicht kommt dann auch ein Bericht, der mehr Sinn ergibt. Oder auch nicht. Obwohl... eher nicht. 
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich dieses Musical begeistert. Oder wie viel Anlauf ich brauchte, um ihm am Ende doch komplett zu verfallen.





Jean Valjean: Thomas Borchert 
Javert: Markus Liske
Fantine: Bettina Mönch
Eponine: Christina Patten
Cosette: Teresa Sedlmair 
Marius: Oliver Arno 
Enjolras: Marc Lamberty
Thénardier: Peter Wittig
Mme. Thénardier: Gabriele Stoppel-Bachmann
kleine Cosette: Viviana Blaszyk/Helene Günther/Veronika Miller*
kleine Eponine: Pauline Annie Glotzbach/Lea Herbert*
Gavroche: Sandra Pangl/Maria Neumann*

Ensemble: Tobias Berroth, Bartek Bukowski, Yong Hoon Cho, Stefan Igeler, Jeremies Koschorz, Verena Mackenberg, Konstantin Marsch, Oliver Morschel, Maria Neumann, Sandra Pangl, Jörn Seelhorst, Pawel Stanislawow
Opernchor des Theaters Magdeburg
Magdeburger Singakademie
Statisterie des Theaters Magdeburg

*wer die Premiere gespielt hat, hätte man den Aushängen entnehmen können. Hätte ich getan, wenn ich gewusst hätte, dass ich drauf achten muss. Wenn jemand besser aufgepasst hat: Zu Hülfe :)