Sonntag, 20. November 2011

Stanke ohne Strom, Chicago 33 Essen, 20. März 2011

Eins gleich vorweg: Kassel war schon super, aber Essen hat diesen Abend um ein vielfaches übertroffen. Die Location, die Stimmung, die Gäste, die neuen Songs, die hämisch-liebevollen Wortgefechte der Protagonisten. Wenn es an diesem Abend irgendwas auszusetzen gab, dann höchstens, dass er so schnell zu ende war.


Die Stimme aus dem Off verkündete, dass ein tapferer Ritter angetreten wäre, das Musical zu retten. Pffff… von wegen Musical. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren „Not while I’m around“ aus „Sweeney Todd“, „Actions speak louder than words“ aus „tick, tick... boom“, „Somewhere over the rainbow“ aus „der Zauberer von Oz“ und „Defying Gravity“ die einzigen Musicalsongs. Aber ich will ja nicht kleinlich sein.


Der tapfere Ritter Satrick Panke betrat nach seinen Mitstreitern die Bühne und schon nach wenigen Sekunden war klar: da macht jemand Chris Vega und seinen Tattoos Konkurrenz. Gut, es sollte vielleicht erwähnt werden, dass auf Patricks Unterarm „Uschi glas“ stand und die Finger – die bei Chris die Worte „Lust“ und „Fate“ zieren – bei Herrn Stanke mit den Worten „Mama“ und „Papa“ verschönert waren. Langeweile im backstage, anyone?
Ich versuche erst gar nicht, die Songs in die richtige Reihenfolge zu bringen und auch auf Vollständigkeit würde ich lieber nicht wetten, aber es gab im ersten Teil:
„Crazy“ von Seal, „What do you want from me“ von Adam Lambert, die schönste „Wonderwall“-Coverversion der Welt, „Pokerface“ von lady Gaga, das eben schon erwähnte „Not while I’m around“, mit „Soulmate“ von Natasha Bedingfield das – für mich – erste neue Lied, „I want to break free“ von Queen und „Satellite“ von Lena Meyer-Dingenskirchen. Bei Letzterem fiel auf, dass Patrick seine Lena-Imitation inzwischen perfektioniert hat. Dialekt, Mimik, Gestik, hätte er dazu noch ein kurzes schwarzes Kleid getragen, man hätte die beiden nicht voneinander unterscheiden können.
Für die letzten beiden Songs vor der Pause kam Roberta Valentini auf die Bühne und rockte mit „You oughta know“ von Alanis Morissette und „Like the way i do“ von Melissa Etheridge alles in Grund und Boden. Wow.


Ach ja, die Fundstücke der Woche. Chris Dagger trug die ein oder andere Passage aus „Raumübergreifendes Großgrün: Der kleine Übersetzungshelfer für Beamtendeutsch“ (und jaaahaaa... ich HAB'S gegoogelt, den Titel hätte ich mir im Leben nicht merken können!) vor und Tim Harbusch hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um für alle anwesenden Brot mit Nüssen und Rosinen zu backen, das er dann auch persönlich im Publikum verteilte. Außerdem kamen die Drumstick-Kochlöffel, die ich schon aus Kassel kannte, wieder zum Einsatz. Anders als ICH dachte, aber vor allem anders als TIM dachte. Nachdem Patrick nämlich festgestellt hatte, dass diese noch immer unbenutzt waren, beschloss er, dass das geändert werden müsste und zauberte eine Dose Chili con Carne aus dem Hut. Dazu noch einen Dosenöffner und eine Kochplatte und die Verpflegung des Publikums war gesichert. Bis zur Pause war das Chili heiß und die Damen in der ersten Reihe gaben sich redlich Mühe, es unters Volk zu bringen. 



Video: Rachellinde


Nach der Pause nahmen Patrick und Tim im Publikum Platz. Während die beiden „Somewhere over the rainbow“ zum Besten gaben, quetschten sie sich durch die Stuhlreihen, Patrick ließ sich spontan bei einer Zuschauerin auf den Schoß fallen und musste zwischenzeitlich aus den Fängen einer auf dem Boden liegenden Handtasche gerettet werden. 



Video: af09940


Was schon für den ersten Teil galt, gilt auch für den zweiten. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Reihenfolge.
Bei „You’re the voice“ von John Farnham wurden die Herren von Roberta unterstützt, von “Actions speak louder than words” habe ich seit zwei Tagen einen Dauerohrwurm, für „Silent lucidity“ von Queensyrche möchte ich den Herren auf Knien danken und zu Sabrinas „I don’t believe you“ von Pink gab’s die Gänsehaut gratis dazu. Schwungvoller, wenn auch beim Mitklatschen für den ein oder anderen (mich inklusive) eine Herausforderung war „Valerie“ von Amy Winehouse. Apropos Herausforderung: Der Text, Herr Stanke, der Text. Als Patrick sich bei der Strophe verhaspelte, gab es nicht nur auf der Bühne Gelächter. Aber egal, Strophe nochmal und am Ende ein „JETZT hab ich’s!“. Charmanter kann man es nicht lösen. Bei „Wanted dead or alive“ von Jon Bon Jovi fiel mir direkt wieder ein, wieso ich die alten Songs so gern mag. Auch wenn der gute Jon das niemals mit soviel Spielfreude vortragen könnte wie Chris und Patrick. Als nächstes durfte Sabrina wieder ans Mikro. Bei den ersten Zeilen dachte ich noch „Verdammt, das kenne ich doch!“, aber erst als sie ein bisschen Tempo zulegte, erkannte ich den Song als „Crazy“ von Gnarls Barkley. Und das meine ich überhaupt nicht negativ. Die Special Guests gaben dann noch „Black horse and a cherry tree“ von KT Tunstall zu Gehör und wer bis dahin nicht bemerkt hatte, WIE viel Spaß die Bühnenbesatzung an diesem Abend hatte, dem wurde bei „Hallelujah“ und dem abschließenden „Defying Gravity“ Gelegenheit gegeben, das nachzuholen.


Hab ich was vergessen?


Ach ja: Das mit weiblicher Unterstützung vorgetragene „Falling slowly“. Und eigentlich hab ich’s auch nicht vergessen, ich wollte dem Song einfach nur einen eigenen Absatz widmen. Weil „Once“ der allerschönste Film ever ist und Glen Hansard und Markéta Irglová den Oscar für den besten Filmsong sowas von verdient haben.



Video: af09940


Und Chris’ Fundstück der Woche. Die Passage über die Bergpredigt aus „Die Bibel nach Biff“. Da es in der Bibel an sich ja nach der Geburt Jesu irgendwann einfach „Plopp!“ (Originalzitat Chris) macht und der Messias dreißig ist, erzählt Biff auf schnodderige Art und Weise, was in der Zeit dazwischen passiert ist.Hat da gerade jemand „Blasphemie“ gerufen? Aber SOWAS von.

Patricks fünfhundertmillionstes Fundstück der Woche wurde im Dunkeln und via IP-Hone vier präsentiert. Nachzuhören HIER. Vermutlich muss ich mir die 9162621 auf die Stirn, wahlweise auch neben das „Uschi Glas“ auf den Unterarm tätowieren lassen, denn man kann mich nachts um drei wecken und ich würde diese Nummer aufsagen können.


Dem ein oder anderen mag es aufgefallen sein, aber ich habe versucht, mich so nüchtern wie möglich an die Fakten zu halten. Die Frotzeleien auf der Bühne, die spontanen Einwürfe, Chris’ kaum zu übersehenden Qualitäten als Sekretärin und all die Kleinigkeiten, wegen denen ich Bauchschmerzen vor Lachen hatte, kann man einfach nicht wiedergeben. Ich kann hier tausend Mal „war DAS toll!“ schreiben und hoffen, dass man es versteht. aber eigentlich muss man dabei gewesen sein.


Wie weit war es gerade nochmal bis München???


Oh... und wer trotz meiner Lobpreisungen nicht glaubt, dass er was verpasst hat, kann das gern bei Jule oder Tatjana nachlesen. Was für Samstag gilt, war nämlich auch am Sonntag nicht anders.

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