Per Mail klang meine Manöverkritik zum Thema "Stanke ohne Strom" so:
"Liebe xxx,
es erschien mir logisch, dich als erste darüber zu informieren, dass da gerade jemand den Grafen mit Schmackes und einer gehörigen Portion Ruhrpott-Charme vom Thron geschubst hat :)
Ich weiß auch heute noch nicht so genau, wohin mit meiner Euphorie, also sei bereit ;)
Nachdem ich gelesen hatte, dass Patrick im Rahmen seiner Regiearbeit beim „Kleinen Horrorladen“ auch ein eigenes Konzert geben würde, hab ich erst mal eine halbe Stunde im Wohnzimmer gesungen und getanzt vor lauter (Vor)Freude. Und weil das Theater im Centrum ziemlich klein ist, saßen wir in Reihe drei praktisch auf der Bühne. Mittendrin statt nur dabei.
Dass Patrick eine Rampensau (und das meine ich ausschließlich positiv) ist, hat er ja schon bei den Musical Tenors unter Beweis gestellt, aber auf dieser kleinen Bühne, so dicht am Publikum, war er der Hammer! Dabei war es gar nicht er allein, der dieses dämliche Grinsen in meinem Gesicht nicht mehr verschwinden lässt, sondern viel mehr das Gesamtkunstwerk. Chris Vega (Gitarre, Gesang), Tim Harbusch (Schlagzeug, Gesang) und Chris Dagger (Bassgitarre) waren sehr viel mehr als nur die Begleitband. Jeder durfte sein persönliches „Fundstück der Woche“ präsentieren, Chris hatte mit „Enjoy the silence“ auch noch einen eigenen Song, bei dem er – und DAS ist in Nordhessen keine leichte Übung – sogar das Publikum zum Mitsingen animieren konnte. (siehe Video)
Ich will ehrlich sein: Ich wollte Patrick schon nach den ersten gesungenen Tönen mit nach Hause nehmen, damit er mir bis in alle Ewigkeit 24 stunden am Tag was vorsingen kann :) Auch wenn sein erster Song „Yesterday“ war und somit sicher diskussionswürdig, weil tausend Mal gecovert, aber Patrick hat ihn nicht einfach nachgesungen, sondern seine ganz eigene Version draus gemacht. So wie er es eigentlich mit allen Songs des Abends getan hat. Interpreten wie Lady Gaga, Lena oder Bon Jovi darf man im richtigen Leben ja durchaus blöd finden, aber wenn Patrick „Living on a prayer“ entschleunigt, „Pokerface“ eine Akustikgitarre unterjubelt, eine „Wonderwall“-Version aus dem Hut zaubert, die mir noch jetzt die Kinnlade bis Australien klappen lässt, „To be with you“ raushaut, dass Mr. Big vor Neid erblassen und Lenas Pseudo-Dialekt perfekt imitiert, klingen selbst diese abgenudelten Songs irgendwie super. Vom gerockten „Defying Gravity“ am Ende des Konzerts mal ganz zu schweigen.
Völlig umgehauen haben mich allerdings immer die Songs, in denen Patrick allein am Klavier (das in diesem Fall ein Keyboard war) saß. So cool die Rocksongs auch waren, wenn seine Stimme im Vordergrund stand, hätte ich dauernd heulen können vor Begeisterung. „I can’t make you love me“ von George Michael, „Not while I’m around“ aus Sweeney Todd oder “Lune” aus Notre Dame de Paris waren der Kracher. Nur noch getoppt von „Hallelujah“ und „Falling slowly“ aus meinem Lieblingslieblingslieblingsfilm Once. Oh... und „Somewhere over the rainbow“ natürlich, bei dem Patrick nur von Tim und seiner Ukulele begleitet wurde. UND das „C-Moll-Medley“ bestehend u. a. aus „My funny valentine“, „Wie wird man seinen Schatten los“ auf deutsch und japanisch, „Gethsemane“, „The last unicorn“, irgendwas von Queen, das ist gerade vergessen habe, „The winner takes it all“ undsoweiterundsofort.
Je länger ich drüber nachdenke, desto blöder grinse ich vor mich hin. Das sagenumwobene bekiffte Kamel wäre einen Scheiß gegen mich :) Ich fühle mich auch irgendwie noch immer ein bisschen high. Was so eine Endorphin-Ausschüttung doch anrichten kann!!!
Das komplette Konzert war so unfassbar toll, dass mir die Superlative ausgehen. Patricks trockener Humor, die Art und Weise, wie er sich geschickt mit Chris die Bälle zugespielt hat... mag sein, dass der ein oder andere Gag sich in vergangenen Konzerten schon bewährt hat, es klang aber immer sehr spontan. Außerdem wäre Patrick nicht Patrick, wenn er nicht zwischendurch immer mal wieder seine Notenblätter nicht gefunden oder runtergeworfen hätte, den Text von „Somewhere over the rainbow“ vom iphone abgelesen hätte, Tims Schlagzeug kaputt gemacht oder bei „Lune“ vor lauter Lachen beinahe nicht mehr hätte singen können. Der Mann ist der geborene Entertainer. Und wenn er singt, tut er das auf eine Weise, die einen keine Sekunde zweifeln lässt, dass er nichts auf dieser Welt mit mehr Herzblut tut.
Als er am Ende des Konzerts sagte „Ich weiß, dass ihr alle uns jetzt am liebsten mit nach Hause nehmen würdet...“, fühlte ich mich irgendwie ertappt :D
Es war nicht alles perfekt, aber eben deswegen so toll und es war... ähm... sehr privat. nichts – von manchen Gags vielleicht abgesehen – wirkte einstudiert, es war spontan, chaotisch und sehr lustig. Er hat sich bei „Yesterday“ so verspielt, dass es auch dem letzten Amateur aufgefallen sein dürfte, hat das aber mit einem „womit ich wohl unter beweis gestellt hätte, dass Musicaldarsteller tatsächlich NICHT Klavier spielen können!“ kommentiert, den Text bei „Defying Gravity“ versemmelt, was aber wahrscheinlich nur den Insidern aufgefallen sein dürfte, er hat seine kleinen Patzer nicht überspielt, sondern sehr selbstironisch kommentiert und er hat gesungen als gäbe es kein morgen. Und was HAT der Mann für eine stimme!!! Hallelujah.
Nach dem Konzert waren wir uns einig, dass dieser Abend gern noch ein paar Stunden länger hätte dauern dürfen UND dass wir bei nächster Gelegenheit wieder dabei sein werden. Ich weiß auch gar nicht, ob ich mich auf das „Ich gehör nur mir“-Konzert Anfang Mai nun freuen soll oder nicht, denn DAS wird sicher anders. Professioneller. Einstudiert und aufeinander abgestimmt. Seit gestern hätte ich es aber sehr viel lieber, wenn Patrick Notenblätter runterwirft und seinen Text eben NICHT kann."
Foto: Tim Harbuschs Facebook-Seite |
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