Samstag, 26. November 2011

Glam-Rock in Concert - Queen Another kind of magic, Staatstheater Kassel, 25. November 2011

Foto: Homepage des Staatstheaters Kassel



Nach dem riesigen Erfolg von „Abba – The symphonical celebration“ präsentiert das Staatstheater Kassel jetzt „Glam-Rock in Concert – Queen Another kind of magic“.
Das Konzept ist ähnlich, das Konzert hingegen völlig anders. Und auch wieder nicht.

Beginnen wir bei den Gemeinsamkeiten: Das Orchester des Staatstheaters, die Band, Insa Pijanka als Moderatorin und Kristin Hölck als Solistin.
Die Unterschiede: Wo die ABBA-Show auf Spaß, Glitzerplateaus, bunte Schlaghosen und Partystimmung setzte, geht es bei QUEEN um einiges ernsthafter zu. Schwarz ist die dominierende Farbe. Statt der Showtreppe steht diesmal die Band im Mittelpunkt der Bühne und die drei Background-Sängerinnen sehen aus, wie einem Madonna-Video der 80er Jahre entsprungen. Zudem bieten die Songs von Queen, allen voran selbstverständlich „Bohemian Rhapsody”, einem großen Orchester natürlich alle Möglichkeiten aufzutrumpfen. Und das tut es.

So ist dann auch der erste Song „Innuendo“ ein völlig anderes Intro als man es von ABBA kannte. Sehr düster, sehr sphärisch, sehr geheimnisvoll. Toll gesungen und interpretiert von Kristin Hölck, die beim Flamencogitarren-Teil die beeindruckend toupierten Haare schüttelt.
Haare zum Schütteln sind bei Henrik Wager eher nicht vorhanden, dafür hat er mit „Seven Seas of Rhye“ eine meiner Lieblingsnummern im Gepäck, was ihm sofort Sympathiepunkte einbringt.
Alex Melcher habe ich in „We will rock you“ als Galileo gesehen, deswegen wird er in meiner Erinnerung immer mit den Songs von Queen verbunden sein. Ich mag seine Rockröhre total gern und habe jeden Moment genossen, in dem er richtig losgelegt hat.

Der heimliche Star des Abends war aber - entgegen meiner Erwartungen - ein anderer. Beziehungsweise eine andere. Judith Lefeber. Als sie die ersten Takte gesungen hat, gab es spontanen Zwischenapplaus. Das sollte sich durch das ganze Konzert ziehen. Wann immer sie am Mikro war, gab es Applaus und laute „Whooohooos“ aus dem Publikum. Und es war schön zu sehen, wie gerührt und dankbar sie für diesen Jubel war. Sie hat aber auch eine tolle Stimme, die sich sofort einprägt. Das hatte ich gar nicht mehr auf der Rechnung, obwohl ich sie an gleicher Stelle als Dionne in „Hair“ gesehen hab.
Sie war es dann auch, die für mein persönliches Highlight gesorgt hat: „Somebody to love“. Das Lied passt unglaublich gut zu ihrer Soulstimme und ich muss gestehen, dass ich vom ersten bis zum letzten Ton Tränen in den Augen hatte.

Insa Pijanka versorgte das Publikum zwischen den Songs immer wieder mit Insiderinformationen zur Band. So haben wir beispielsweise erfahren, dass Queen sich den Zorn der englischen Presse zugezogen haben, als sie die Pressevertreter zur Präsentation des neuen Songs „Bicycle Race“ ins Wembley-Stadion luden, selbst aber nicht auftauchten. Stattdessen radelten ungefähr 60 junge Damen im Kreis. Dass das Video zu „I want to break free“ in den USA verboten war, war mir auch neu. Musiktheater bildet also durchaus.

Sehr strange, im positiven Sinn, war die Interpretation zu „Flash“. Da es sich hier um Filmmusik handelt, wurde der Film auf die Leinwand projiziert, Alex, Judith und Kristin übernahmen auf verschiedenen Positionen im Orchester den zu sprechenden Text. Zu singen hatten in diesem Lied nur die Backgroundsängerinnen. Ich war irritiert und fasziniert zugleich, fand aber auch, dass man die Einzigartigkeit von Queen nicht besser hätte hervorheben können. Sie waren einfach keine Mainstream-Band. Auch wenn man das heute, wo man immer die gleichen Songs im Radio hört, gern vergisst. Da gleicht einfach kein Song dem anderen. Sie haben SO viele nachfolgende Band mit ihrer Musik inspiriert!

Alex konnte mit seiner Version von „Radio Gaga“ tatsächlich alle Anwesenden zum Mitklatschen bewegen. Auch wenn Insa Pijanka uns hinterher via Leinwand vorführte, wie es hätte aussehen können. Aber okay, im Wembley-Stadion waren auch ein paar Leute mehr als im Opernhaus. Trotzdem hat ihr dezenter Hinweis  ausgereicht, einen gewissen Ehrgeiz beim Publikum zu wecken.
Bei „Bohemian Rhapsody“ stand dann auch zum ersten Mal der ganze Saal. Dieses Lied mit dem großen Orchester und den großartigen Stimmen hören zu dürfen, war einfach toll. Auch wenn sich die bei diesem Song unweigerlich die Szene aus „Waynes World“ vor meinem inneren Auge abspielt. Aber ich war sicher nicht die Einzige, die als Hommage an Wayne und Garth kurz vorm Headbangen war.

Dramatisch, besonders so kurz nach dem zwanzigsten Todestag von Freddie Mercury, dann die Ausschnitte aus diversen Nachrichtensendungen, die über den Tod des Ausnahmesängers berichteten. Leider kann ich mich nicht erinnern, ob danach „Who wants to live forever“ oder „The show must go on“ gesungen wurde. Und je länger ich darüber nachdenke, desto größer wird meine Verwirrung. Kam „The show must go on“ nicht erst ganz am Ende? Und hätte „Who wants to live forever“ nicht viel besser in den Filmmusik-Teil gepasst? Ich habe keine Ahnung. Ich würde es gern nach der nächsten Vorstellung nachliefern, es wird aber wohl eher keine nächste Vorstellung geben, denn alle Shows sind komplett ausverkauft. Genau genommen haben es auch mir nur glückliche Umstände ermöglicht, die Show überhaupt zu sehen. Wenn also irgendwer mir weiterhelfen kann: BITTE! GERN!

Erwartungsgemäß war die Stimmung bei „We will rock you“ auf dem Höhepunkt. Da war es auch gar nicht nötig, dass die Solisten das Publikum zum Mitklatschen animierten. Wie der ganze Saal stehend den Refrain gesungen hat, war für ein Staatstheater schon beeindruckend. Und das sollte sich zu „We are the champions“ fortsetzen. Ein tolles Bild, wie der komplette Saal stehend die Arme geschwenkt und mehr oder weniger schief mitgesungen hat.

Man wollte die Protagonisten dann auch gar nicht gehen lassen. Es wurde geklatscht und gejubelt, sich verbeugt und gestrahlt, noch mehr geklatscht, „We will rock you“ und „We are the champions“ nochmal vorgetragen und so lange geklatscht, bis Rasmus Baumann erneut auf der Bühne erschien, sich offensichtlich ziemlich geflasht beim Publikum bedankt und den Abend mit den Worten „Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist!“ beendet hat.

Leider habe ich keine komplette Setlist. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als wahllos das aufzuzählen, was mir im Gedächtnis geblieben ist.
Innuendo
Seven seas of rhye
Fat bottomed girls
Crazy little thing called love
The Miracle
Bicycle Race
Don’t stop me now
Somebody to love
Bohemian Rhapsody
A kind of magic
Radio Gaga
Headlong
Who wants to live forever
The show must go on
Breakthru
It’s a hard life
We will rock you
We are the champions

Sorry für alles, was ich vergessen habe. Vielleicht kann ich es nachreichen.

Ich finde, man hat gut daran getan, diese Konzerte anders aufzuziehen als die Abba-Shows. Der Fokus lag ganz klar auf den Kunstgriffen, die Queen mit ihren Songs sowieso schon liefern. Das wurde mit den Orchester-Sequenzen nochmal ausgebaut.

Gesanglich kann ich mich nicht wirklich für einen Favoriten entscheiden. Ich mochte sehr gern, wie Henrik seine Songs gerockt hat, war überrascht, dass Kristin mit ihrer eher klassischen Stimme so toll war, kriege mich vor Begeisterung über Alex’ Röhre überhaupt nicht mehr ein und werfe mich vor Judith in den Staub.
Und wenn sich die – sehr unwahrscheinliche – Chance bietet, dieses Konzert nochmal zu sehen, werde ich sicher keine Sekunde zögern.
                  


Dirigent: Rasmus Baumann
Moderation: Insa Pijanka
Ausstattung: Stephanie Burger

Gesang: Kristin Hölck
Gesang: Judith Lefeber
Gesang: Henrik Wager
Gesang: Alex Melcher

Gitarre: Thorsten Drücker
Gitarre: Frank Pecher
E-Bass: Heiko Pape
Drums: Andy Pilger
Synthesizer: Donato Deliano
Background: Katja Friedenberg / Tabea Henkelmann / Johanna Reusse
Orchester: Staatsorchester Kassel

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