Sonntag, 9. Dezember 2012

Rebecca, Palladium Theater Stuttgart, 8. Dezember 2012

Mein zweiter Besuch auf Manderley und diesmal gibt's auch tatsächlich einen Bericht dazu.
 
Einer Rabattaktion sei Dank führte mich der Weg also ein weiteres Mal nach Cornwall. 60 Euro ist für PK1 an einem Samstagabend mehr als okay. Erst recht, wenn ich damit jemandem eine Freude machen kann.

Ich war beim letzten Mal von Christina, Arvid und Femke schon ziemlich begeistert und gespannt, wie mir Valerie, Jan und Pia im Vergleich gefallen würden. 

Die Geschichte um die neue Frau von Maxim de Winter, die sich auf Manderley gegen den übermächtigen Schatten der verstorbenen Rebecca und der ihr zutiefst ergebenen Haushälterin Mrs. Danvers behaupten muss, dürfte den meisten bekannt sein.

Das Bühnenbild war sehr aufwändig und opulent, ob nun die Hotellobby in Monte Carlo, die Bibliothek auf Manderley, die drehbare Freitreppe, die immer wieder zum Einsatz kommt oder das pompöse Schlafzimmer Rebeccas. Beeindruckend auch die Projektionen. Das komplette Anwesen Manderley zu Beginn, der Himmel über den Klippen von Monte Carlo, das rote Laub, das Fenster und Balkon von Rebeccas Zimmer umrahmt oder auch die Bahnhofsszene mit dem einfahrenden Zug. Allesamt sehr überzeugend. Darüber, dass die Treppe am Schluss brennt, ist schon so viel geschrieben worden, dass ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe. Das sieht einfach sehr spektakulär aus.

Die Musik dürfte in weiten Teilen wohl auch bekannt sein. Die teilweise sehr dramatischen Songs passen sehr gut zur Geschichte, obwohl sie mir persönlich weniger im Gedächtnis bleiben als die anderer Musicals. Aber so direkt nach der Show ertappe ich mich doch immer wieder dabei, wie ich "Ich hab geträumt von Manderley" vor mich hinsumme. 

Apropos "Ich hab geträumt von Manderley": Valerie Link war eine ganz zauberhafte ICH. Mädchenhaft und schüchtern am Anfang, später zaghaft selbstbewusst und am Schluss die ganz klare Herrin von Manderley. Sie spielte sehr natürlich und ich mochte ihre Stimme wirklich gern. 

Jan Ammann überzeugte vor allem stimmlich. Dazu kommt, dass er durch seine Statur schon in der Szene in der Hotellobby sofort auffällt und so meiner Vorstellung eines Maxim näher kommt als Arvid, den ich persönlich schauspielerisch lieber mochte.

Pia war... Pia eben. Jede Geste, jeder Blick, jeder Ton auf den Punkt. Wie groß der Unterschied zwischen der verbitterten, verhärmten Mrs. Danvers und der strahlend lächelnden Pia beim Schlussapplaus war, macht nur deutlich, welche darstellerische Leistung sie da vollbringt.

Kerstin Ibald und Udo Eickelmann haben mich als Bee und Giles genauso überzeugt wie beim letzten Besuch. Mona Graw war eine sehr schrille Mrs. van Hopper, Carl van Wegberg hat mir als schmieriger Jack Favell sehr gut gefallen, genau wie Jörg Neubauer als Frank Crawley und Oliver Heim als Ben.

Im Ensemble sind mir Christina Patten und Jakub Wocial besonders aufgefallen. Christina, weil ich sie beim letzten Besuch als ICH sehen durfte und Jakub, weil ich ihn a) schon aus Vampir-Zeiten kenne und er mich b) gerade als Kronprinz Rudolf in einem Video seiner Warschau-Konzerte begeistert hat. Das soll allerdings die Gesamtleistung nicht schmälern, denn das gesamte Ensemble hat mit unglaublich viel Spaß gespielt.

Es gibt sicher Menschen, die das Stück öfter gesehen haben und viel eher Unterschiede in der Darstellung erkennen als ich, die sagen können, wer was wie spielt. Für mich waren aber die Unterschiede zwischen beiden besuchten Vorstellungen minimal. 

Die unangenehmste Nebensache des Abends war mein Sitznachbar, der leider in die Kategorie Besucher gehörte, die sich in einem Theater nicht zu benehmen wissen. Vom kompletten Desinteresse am Geschehen auf der Bühne mal abgesehen. Ein hyperaktives Kind hätte weniger Unruhe verbreitet. Er rutschte permanent in seinem Sitz hin und her, kratzte sich ständig irgendwo, unterhielt sich lautstark mit seiner Begleiterin, fuhr sich durchs Haar, zupfte sich die Augenbrauen und schüttelte schließlich sein Sakko aus, dass mir ganz anders wurde. Noch dazu äffte er mit ausladenden Gesten das Geschehen auf der Bühne nach und rief laut "YAY! Happy end!", als ICH und Maxim sich am Schluss in die Arme fallen. Ach ja, das immer wieder aufleuchtende Handydisplay störte mich nach dem dritten Mal fast nicht mehr.


Fast ebenso ärgerlich fand ich es, dass man die Stuttgarter Gesamtaufnahme im Theater noch nicht kaufen konnte. Dem netten Mann am Souvenirstand war es sichtlich unangenehm, dass er auf die häufigen Nachfragen nur "Tut mir sehr leid, wir rechnen jeden Tag mit der Lieferung!" antworten konnte. Aber gut, dann eben amazon. 


Cast


ICH - Valerie Link

Maxim de Winter - Jan Ammann

Mrs. Danvers - Pia Douwes

Beatrice - Kerstin Ibald

Mrs. van Hopper - Mona Graw

Jack Favell - Carl von Wegberg

Frank Crawley - Jörg Neubauer

Ben - Oliver Heim





Ensemble Damen


Christina Patten (Clarice), Helena Blöcker, Lena Brandt, Christina Maria Brenner, Petra Clauwens, Virginie Kop, Melanie Walter, Wiebke Wötzel





Ensemble Herren


Udo Eickelmann (Giles/Horridge), Gerd Achilles (Oberst Julian), Alexander Bellinkx (Frith), Oliver Wejwar (Robert), Fredrik Andersson, Christoph Apfelbeck, Christian Kerkhoff, Jakub Wocial



Dirigent


Guido Löflad

Sonntag, 25. November 2012

Der Zauberer von Oss, Oper Chemnitz, 23. & 24. November 2012



Dorothy: Susanne Thielemann
Tante Em: Monika Straube/Kerstin Randall
Onkel Henry: Roland Glass
Die Vogelscheuche: Markus Schneider
Der Blechmann: Martin Gäbler
Der Löwe: Christof Maria Kaiser
Die böse Hexe des Westens: Sylvia Schramm-Heilfort

Die gute Zauberin des Nordens: Muriel Wenger
Hexe 1 auf Besuch: Simone Stolzenburg
Hexe 2 auf Besuch/Eine Dame von Oss: Ute Geidel
Der Zauberer von Oss: Thomas Mäthger
Gloria: Julia Böhme
Bürgermeister/1. General: Matthias Repovs
Bauer: Peter Heber
Advokat: Lukas Wieloch
Richter: Andreas Mühle



Einen kurzen Filmbericht über das Stück gibt's hier:








Fotos: Die Theater Chemnitz


Samstag, 13. Oktober 2012

Swing in Concert – Eine Hommage an das Rat Pack, Staatstheater Kassel, 12. Oktober 2012

Nachdem mich schon die ABBA- und Queen-Konzerte begeistert haben, war "Swing in concert" natürlich eine Pflichtveranstaltung. Und auch diesmal ist es dem Staatstheater wieder perfekt gelungen, das Flair der späten 50er und frühen 60er einzufangen und die Zuschauer in eine andere Zeit zu entführen.

Eine Bar am rechten Rand der Bühne, die bei einem Konzert des Rat Pack natürlich niemals fehlen darf, immer ein paar Drinks auf der Theke, der Rauch von Zigaretten in der Luft, die Herren allesamt in Anzug und Fliege, die Damen in eleganten Abendroben und die Illusion des Spielerparadieses Las Vegas war perfekt. Dazu die drei großartigen Sänger, die ihren realen Vorbildern unglaublich nahe kamen. Nigel David Casey gab den leicht angeschickerten Charmeur Dean Martin, Andreas Wolfram den immer irgendwie schlitzohrig wirkenden Sammy Davis Junior und Henrik Wager brillierte als Frank Sinatra. Jeder eine Klasse für sich und sehr, sehr überzeugend.


Ganz wie das reale Rat Pack wickelten sie die Damen mit ihrem Charme um den Finger, um sie dann zum Duett zu bitten. Und Judith Lefeber, Katja Friedenberg, Tabea Henkelmann und Ingrid Fröseth ließen sich nur zu gern bitten. Wer hätte da auch widerstehen können?


Sehr, sehr gut gefallen hat mir, wie man das Ganze inszeniert hat. Insa Pijanka, die Moderatorin der vergangenen Konzerte, überließ das moderieren größtenteils den Herren und hatte so Zeit, hinter der Bar mit den Protagonisten zu smalltalken, Drinks zu mixen und zu servieren. Gern auch mal im Orchester. Da erhoben zwischen den Songs schon mal die Musiker ihre Gläser und auch der Dirigent (eine Show für sich: Patrik Ringborg) stieß mit seinen Mitarbeitern an. All diese Kleinigkeiten waren es, die diese Show so besonders machten. Wenn ich ein Adjektiv dafür finden müsste, wäre es wohl "liebevoll", denn genauso ist diese Show gemacht.

Im Programm durften natürlich Klassiker wie "That's amore", "Fly me to the moon" oder "Somethin' stupid" nicht fehlen. Ausgiebig bejubelt wurden vor allem Andreas Wolfram mit "Mr. Bojangles" und Henrik Wagers umwerfende Version von "My way". Ein Highlight war - natürlich - "New York, New York" und auch das abschließende Medley. Aber auch Judith Lefeber mit "The lady is a tramp" ist mir im Gedächtnis geblieben.

Ich habe das Theater "Strangers in the night"-summend und mit dem festen Vorsatz, mir das auf jeden Fall nochmal anzusehen, verlassen. Und vielleicht ergattere ich beim nächsten Mal auch ein Programmheft, so dass ich hier die komplette Songliste posten kann.

Es widerstrebt mir einigermaßen, hier irgendwen besonders hervorzuheben. Ich muss aber. Weil zwischen dem Aufrührer Berger in "Hair", den ich noch vor ein paar Wochen gesehen habe, und dem smarten Frankie-Boy Welten liegen, Henrik Wager aber beides so unfassbar überzeugend auf die Bühne bringt, dass mir nichts mehr einfällt. WIE wandelbar kann man eigentlich sein? 

Hingehen, verehrte Damen und Herren! Auch - oder vor allem - diejenigen, die beim Thema Swing erstmal "Och nö!" denken. Es lohnt sich wirklich, weil es nicht einfach eine Aneinanderreihung von Songs ist, sondern ein Konzert, wie es auch in Las Vegas stattgefunden haben könnte. Mit allem Drum und Dran. Vor allem aber mit einem Publikum, das geschlossen mitgeschnippst hat und die Protagonisten nicht gehen lassen wollte.


Fotos: Facebook-Seite des Staatstheaters Kassel



Mittwoch, 10. Oktober 2012

"Showboat" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2013

Nach "Anatevka" im letzten Jahr wird auch 2013 wieder ein Musical-Klassiker in der Bad Hersfelder Stiftsruine zu sehen sein: "Showboat", das als erstes richtiges Musical gilt und aus dem Jahr 1927 stammt.

Zum Inhalt sagt Wikipedia folgendes:
"Es erzählt die Geschichte einer Varieté-Sängerin im steten Spannungsfeld zwischen Showbusiness und Rassendiskriminierung. Die Handlung findet auf der „Cotton Blossom", einem der prächtigen Theaterschiffe auf dem Mississippi, statt. Ein Beziehungsgeflecht verbindet dessen Kapitän und seine hübsche Tochter Magnolia mit der Theatertruppe und den Spielern auf dem Schiff. Der unglückliche Maschinist Joe verliebt sich in Magnolia. Im Evergreen „Ol’ Man River" beklagt sich Joe über das Leben der geknechteten Sklaven und dass der Mississippi zwar alles wisse, aber dennoch nichts preisgebe.
Aufgrund der klischeehaften Darstellung von Schwarzen, der Betonung der Rassentrennung sowie der Verwendung von Worten wie „Nigger“ in den Texten lösten die Inszenierungen stets Kontroversen, vor allem bei Schwarzen, aus.
Das Musical ist sehr gefühlvoll und romantisch gestaltet, ohne jedoch in einen pathetischen Bereich überzugehen. Berühmtester Titel daraus ist die Arie „Ol’ Man River“, ebenfalls Teil ist das historisch als erster Millionenhit berühmte After the Ball."


Als Familienmusical wird eine Bearbeitung von William Shakespeares "Der Sturm" zu sehen sein.

Was mich besonders freut: Es wird eine Wiederaufnahme von "Ewig jung" geben. Im letzten Jahr war es unmöglich, noch Karten für die Aufführung auf Schloss Eichhof zu ergattern. Das wird mir dieses Jahr sicher nicht nochmal passieren.

Um der Vollständigkeit halber auch noch auf die Theaterstücke einzugehen: "Nathan der Weise" wird die Festspiele eröffnen, "Der Name der Rose" kehrt ein weiteres Mal für fünf Vorstellungen zurück, "Das Tagebuch der Anne Frank" wird als mobile Produktion an verschiedenen Orten gespielt werden.
Dass Volker Lechtenbrink bei "Die 3 Musketiere" Regie führen wird, war ja schon länger bekannt.



Montag, 13. August 2012

Rapunzel - ein haarsträubendes Musical, Brüder Grimm Festival Kassel, 10. August 2012

Nachdem die Vorstellung am 27. Juli wegen einer Unwetterwarnung unterbrochen werden musste, gab's glücklicherweise noch eine zweite Chance für mich. Und tatsächlich spielte das Wetter diesmal mit. Jippie.

Bericht folgt.

Also vorausgesetzt, ich erhole mich irgendwann vom Festival-Wochenende. Den Brüdern Grimm folgten nämlich direkt Social Distortion, Radio Havanna, Zebrahead, Captain Capa, die Broilers, Panteón Rococó, die Beatsteaks, We invented Paris, Yellowcard, die Monsters of Liedermaching, The Wombats, Boysetsfire, Kraftklub und noch ein paar andere Bands, die ich zwar gesehen habe, die mir aber gerade spontan nicht einfallen. Die Kurzform heißt: Open Flair und steckt mir noch ordentlich in den Knochen.
I'm too old to die young.

Montag, 6. August 2012

Hairspray, Tecklenburg, 4. August 2012

Cast:

Tracy Turnblad: Ilse La Monaca
Edna Turnblad: Andreas Lichtenberger
Wilbur Turnblad: Mathias Schlung
Penny Pingleton: Jana Stelley
Corny Collins: Michael Ernst
Link Larkin: Nicky Wuchinger
Amber von Tussle: Maja Sikora
Velma von Tussle: Kerstin Marie Mäkelburg
Motormouth Maybelle: Amanda Whitford
Seaweed J. Stubbs: Gino Emnes
Inez: Walesca Frank
Mr. Pinky / Mr. Spritzer u.a.: Eric Minsk
Prudy Pingleton: Anne Welte
Brad: Jürgen Strohschein
Red: Hakan T. Aslan
Sketch / Stooie: Kevin Foster
IQ: Andrew Hill
Fender: Rupert Markthaler
Gilbert:: Jaime Rodney
Thad: Fernando Spengler
Duane: Julius Williams III.
Lou Ann: Elena Zvirbulis
Tammy: Marthe Römer
Trix: Jane Reynolds
Brenda: Yael de Vries
Shelley: Lucy Costelloe
Lorraine: Vanessa Atuh
Peaches: Denise Obedekah
Pearl: Gina Marie Hudson
Cindy: Andrea Sanchez del Solar

Marie Antoinette, Tecklenburg, 3. August 2012

Cast:

Margrid Arnaud: Sabrina Weckerlin
Marie Antoinette: Anna Thorén
Cagliostro: Yngve Gasoy-Romdal
Graf Axel von Fersen: Patrick Stanke
Louis XVI.: Frank Winkels
Herzog von Orléans: Marc Clear
Agnés Duchamps: Wietske van Tongeren
Rose Bertin: Corinna Ellwanger
Léonard: Jan Altenbockum
Charles Boehmer: Julian Sylva
Madame Juliette Lapin: Anne Welte
Kardinal de Rohan-Guéméné: Sebastian Sohn
Maximilien de Robespierre: Michael Clauder
Madame Lamballe: Daniela Römer
Pierre A. Caron de Beaumarchais: Benjamin Witthoff
Escort-Damen des Hotel d'Orléans:
Yael de Vries
Elena Zvirbulis
Marthe Römer
Silja Schenk
Madame La Motte: Christina Hindersmann
Jaques René Hébert: Hakan T. Aslan
Ensemble Damen:
Lucy Costelloe
Ensemble Herren:
Andrew Hill
Kevin Foster
Jörn Ortmann

Sonntag, 22. Juli 2012

Rebecca, Palladium Theater Stuttgart, 21. Juli 2012

Ich hab jetzt nicht unbedingt permanent geträumt von Manderley, aber bei 40 Euro für Tickets in Reihe 13, muss man einfach zuschlagen. Das passiert einem bei Stage Entertainment an einem Samstagabend ja eher selten.

Bericht folgt!


Cast

ICH - Christina Patten
Maxim de Winter - Arvid Larsen
Mrs. Danvers - Femke Soetanga
Beatrice - Kerstin Ibald
Mrs. van Hopper - Isabel Dörfler
Jack Favell - Hannes Staffler
Frank Crawley - Matthias Graf
Ben - Christoph Apfelbeck


Ensemble Damen

Lena Brandt (Clarice), Gemma West, Christina Maria Brenner, Petra Clauwens, Mona Graw, Denise Jastraunig, Maike Switzer, Wiebke Wötzel


Ensemble Herren

Udo Eickelmann (Giles/Horridge), Erwin Bruhn (Oberst Julian), Alexander Bellinkx (Frith), Fehmi Göklü (Robert), Gerd Achilles, Fredrik Andersson, Hendrik Schall, Carl van Wegberg

Dirigent

Klaus Wilhelm

Sonntag, 8. Juli 2012

Anatevka, Bad Hersfelder Festspiele, 7. Juli 2012

"Angestaubt" war das Adjektiv, das ich im Vorfeld am häufigsten über "Anatevka" gehört und gelesen und - Asche auf mein Haupt - gedacht habe. Irgendwie hat mich das Stück so gar nicht gereizt. Auch nicht mit Michael Schanze in der Hauptrolle.
Aber ich bin Hersfeld geboren und der Stifstbezirk rund um die Ruine war viele Jahre sowas wie mein zweites zu Hause, da bin ich dann doch ein kleines bisschen Lokalpatriotin. Und wer mit eher überschaubaren Erwartungen in ein Musical geht, kann so viel ja auch nicht falsch machen.
Außer überschaubare Erwartungen gehabt zu haben.


Videos : badhersfeldtv

Wer die Handlung nicht kennt, kann sie HIER nachlesen.



Das Bühnenbild bestand auf den ersten Blick aus einem Haufen Gerümpel, auf dem der "Fiedler auf dem Dach" thronte und spielte. Die Darsteller kamen in Alltagsklamotten auf die Bühne, klappten ihre Koffer auf und zogen erst dort ihre weißen Hemden, grauen Schürzen und Kopftücher an. Während sie die erste Ensemblenummer "Tradition" zum besten gaben, begannen sie damit, den vermeintlichen Spermüllberg in seine Bestandteile zu zerlegen. So entstand auf der linken Seite der Bühne die Schneiderei von Mottel, rechts ein Bahnsteig und ein Gasthaus und in den hinteren Teilen der Bühne Häuser des Dorfes.



Während der ersten Szenen blieben alle Darsteller auf der Bühne in ihren selbst aufgebauten Behausungen und beobachteten das Geschehen, so dass sie bei ihren jeweiligen Einsätzen automatisch präsent waren. Ich fand das sehr gelungen, weil es die Verbundenheit der Dorfbewohner nochmal herausstellte.

Meine Perspektive.
Eins noch: Kurzentschlossene wie ich sitzen eher nicht in der ersten Reihe, deswegen bitte immer dran denken: Wer mich begeistert hat, hat das über 39 Stuhlreihen hinweg geschafft.

Zu den Darstellern fällt mir nur ein einziges Wort ein: Großartig. Ein wahnsinnig tolles, harmonisches Ensemble. Ich würde gern auf jeden Einzelnen eingehen, weil alle Figuren so liebevoll gezeichnet und dargestellt waren, aber das würde hier sicher den Rahmen sprengen.



Faszinierend, wie Daniel Dimitrow dem Wachtmeister allein durch seine dunkle, tiefe Stimme und die ruhige, bedächtige Art zu sprechen, etwas derart Bedrohliches verleiht! Den quirligen Kontrast bildete Sylvia Wintergrün als engagierte Heiratsvermittlerin Jente. Stimmt's? Stimmt.


Auch Tevjes Schwiegersöhne waren allesamt eine sehr gute Wahl. Ob nun Rolf Sommer als schüchterner Schneider Mottel, Rasmus Borkowski als Anarchist Perchik oder Jannik Harneit als Fedja. Toll gesungen, toll gespielt. Alle.

Das Gleiche gilt für die Töchter. Franziska Lessing als Zeitel, Milica Jovanovic als Hodel und Lea Isabel Schaaf als Chava. Wobei mir Milica Jovanovic vielleicht noch einen Tick besser gefallen hat, als die anderen beiden.
Marianne Larsen gab eine resolute Golde, die ihre Familie im Griff hat und war der perfekte Gegenpart zu Michael Schanzes Tevje, der trotz seiner Lebensweisheit, einer gewissen Schlitzohrigkeit und der ein oder anderen Zwiesprache mit Gott, so seine Schwierigkeiten mit den "neuen Zeiten" hat.
Seine größte Herausforderung war es vermutlich, NICHT Michael Schanze zu sein. Und das war er auch nicht. Er war mit seinem minimal eingesetzten jiddischen Akzent zu jeder Zeit "Tevje".
Am meisten beeindruckt hat mich allerdings, wie er beim Schlussapplaus nochmal allein nach vorn getreten ist. Die Art und Weise wie er sich unter tosendem Jubel verbeugt hat, war eine Mischung aus unglaublicher Freude über die Publikumsreaktion und... Demut. Geben und nehmen in Perfektion. Anders kann ich's kaum beschreiben.



Besonders im Gedächtnis bleibt einem die Traum-Szene, in der Tevje seiner Golde vorgaukelt, ihre verstorbene Oma wäre ihm erschienen, um ihm zu sagen, dass Zeitel, die ja eigentlich dem Fleischer versprochen war, doch besser Mottel heiraten sollte. Die Dorfbewohner tanzten ganz in Weiß um Oma Zeitel herum, die im Brautkleid aus einer Klappe im Fußboden stieg, während im hinteren Teil der Bühne eine Fruma Sara mit überlangen Armen und Beinen, in einem weißen Kleid aufstieg. Aus irgendeinem Grund musste ich spontan an Nina Hagen denken. Aber - wie gesagt - Reihe 39 ;)


Die Inszenierung, die immer zwischen Leichtigkeit und Melancholie pendelt, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre in der Ruine ist sowieso immer eine besondere und zu diesem Stück passte sie perfekt.

Übrigens ist das Adjektiv, das ich NACH der Vorstellung am häufigsten gedacht habe "warmherzig", dicht gefolgt von "bittersüß" und "liebevoll". Ich weiß nicht, was besser beschreiben könnte, wie ich das Stück empfunden habe. Vielleicht sollte ich öfter mit "überschaubaren Erwartungen" ins Theater gehen!


Besetzung:
Tevje - Michael Schanze
Golde - Marianne Larsen
Zeitel - Franziska Lessing
Hodel - Milica Jovanovic
Chava - Lea Isabel Schaaf
Jente - Sylvia Wintergrün
Mottel - Rolf Sommer
Schandel - Marina Edelhagen
Perchik - Rasmus Borkowski
Lazar Wolf - Ansgar Schäfer
Motschach - Patrick Imhof
Rabbi - Michael Günther
Mendel - Stefan Stara
Awram - Franz Frickel
Nachum - Frank Watzke
Jussel - Florian Claus
Wachtmeister - Daniel Dimitrow
Fedja - Jannik Harneit
Sascha - Martin Kiuntke / Arthur Büscher
Oma Zeitel - Barbara Goodman
Fruma Sara - Annette Lubosch

Ensemble: Juliane Dreyer, Suzana Novosel, Patrizia Margagliotta, Michael Chadim, Evren Pekgelegen, Adrian Hochstrasser


Freitag, 8. Juni 2012

"Kleiner Musical-Ratgeber für Anfänger und Fortgeschrittene"

Der Klappentext verspricht nicht zuviel und liest sich so:

"Ein Musicalbesuch und Cassy ist gefangen von der magischen Theaterwelt. Rasch wird ihr klar: »Ich will noch mal!« Und mit diesem Wunsch ist sie nicht allein. Musical ist trendy, Musical ist kultig und für eine große Anzahl von Menschen zu einem wichtigen Hobby geworden. Ob in Zeitschriften, im Fernsehen oder im Internet: Die Popularität des Musicals macht vor keinem Medium halt. Doch was bringt Menschen dazu, immer und immer wieder ins Musicaltheater zu gehen? Was sind Kultmusicals, wie verhalte ich mich im Theater, welche Fantypen gibt es, warum ziehen uns einige Musicalcharaktere magisch an und was zur Hölle ist eigentlich SD? Die Antworten auf diese und viele, viele andere Fragen findet ihr in diesem Büchlein. Taucht mit Cassy in die Musicalwelt ein und begebt euch auf eine kurzweilige und unterhaltsame Reise. Aber Vorsicht: Lesen auf eigene Gefahr! Der Wunsch, umgehend sein Lieblingsmusical besuchen zu wollen, tritt wahrscheinlich als Nebenwirkung auf."



Jeder, der sich intensiver mit dem Thema Musical beschäftigt, wird sich hier wieder erkennen, stellenweise auch ertappt fühlen. Und wer bisher über dieses Hobby den Kopf geschüttelt hat, findet sicher die ein oder andere Erklärung.

Für mich war schnell klar, dass ich dieses Buch lesen musste, mag ich doch die Kolumne der Autorin Silke Milpauer sehr, sehr gern. Deswegen hat es mich auch besonders gefreut, dass es einer meiner Lieblingstexte (Der Jesus Christ Superstar-Supergau inkl. Wasser von der Bühne fegendem Gottessohn) auch ins Buch geschafft hat. 

Es gibt ein ausführliches Begriffslexikon, einen Crashkurs in Sachen Musicalgeschichte, es wird erklärt, aus welchen Büchern/Filmen/Biografien Musicals entstanden sind und welchen musikalischen Gesamtwerken (z. B. ABBA, Queen, Udo Jürgens) man auf der Bühne bereits ein Denkmal gesetzt hat. 

Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit den Musical-Metropolen dieser Welt. Für diejenigen, die einen Besuch im West-End oder auf dem Broadway planen, gibt es einige nützliche Tipps.

Und wo wir gerade bei den Tipps sind: Man findet eine Auflistung der DO'S and DON'Ts im Theater. Für mich persönlich sind diese Dinge eine Selbstverständlichkeit, die Erfahrung hat aber gezeigt, dass diese Liste durchaus vonnöten ist. Leider.

Gut gefallen hat mir auch das Kapitel zum Thema "Kultmusicals". Hier erklärt die Autorin nochmal im Detail, was man als Zuschauer der "Rocky Horror Show" zu tun hat und bietet einen Fancheck zum Thema "Tanz der Vampire" an. Ich würde mich jetzt nicht in allen Punkten schuldig bekennen, aber doch in genügend, um abschließend festzustellen, dass ich infiziert bin ;)

Auch die Faszination, die von einigen Musicalcharakteren ausgeht, bekommt einen eigenen Abschnitt. Und den haben das Biest, Elphaba, Graf von Krolock, Elisabeth, das Phantom, der Tod und Jean Valjean mehr als verdient. 

Bevor Silke Milpauer uns abschließend einen Blick hinter die Kulissen werfen lässt, beschreibt sie noch die verschiedenen Fan-Kategorien. Ich persönlich finde mich in keiner zu 100% wieder, hatte aber bei der ein oder anderen Beschreibung sofort Menschen vor Augen, auf die das ein oder andere perfekt passt. 

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, was unter anderem am lockern Schreibstil liegt. Für Freaks wie mich war das Meiste nicht neu, aber sehr unterhaltsam aufbereitet. Und der ein oder andere verzweifelte Angehörige eines Musicalitis-Infizierten wird hier Antworten finden.



Freitag, 11. Mai 2012

Matt Doyle und "Bare"

Denjenigen, die sich bei meinem letzen Post gefragt haben, wer zur Hölle eigentlich Matt Doyle ist, möchte ich an dieser Stelle das Musical "Bare" ans Herz legen.

Das Musical dreht sich um die Schüler eine katholischen Highschool. Insbesondere um Peter und Jason, die ein Paar sind, was aber im katholischen Umfeld natürlich nicht ganz unproblematisch ist. Während Peter ihre Beziehung gern öffentlich machen würde, zögert Jason. Um den Schein zu wahren, lässt er sich schließlich auf seine Mitschülerin Ivy ein. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf.

Ich hoffe, ich habe demnächst die Zeit, näher darauf einzugehen, aber bis dahin muss die Musik für sich sprechen. Und ich finde, das tut sie...




Die Rechte an dem Stück sind inzwischen wohl wieder freigegeben, weshalb ich sehr hoffe, dass man es irgendwann auch in Deutschland auf die Bühne bringt. Ich müsste dann aber vermutlich in diesem Theater WOHNEN ;)

Freitag, 20. April 2012

"Rapunzel" beim Brüder Grimm Festival Kassel

Normalerweise auf der Blumeninsel Siebenbergen in der Karlaue beheimatet, muss das diesjährige Musical des Brüder Grimm Festivals der documenta (13) weichen. Mit dem Botanischen Garten im Park Schönfeld wurde glücklicherweise aber eine neue Location gefunden. Die Bühne - eine Schlosstreppe - wird auf einer Wiese unter Birken aufgebaut werden und verspricht Märchenwald-Ambiente.

Neu ist in diesem Jahr auch, dass die Musik nicht vom Band kommt, sondern live von einer Band gespielt wird. Und weil der Andrang immer enorm ist, gibt es auch eine größere Zuschauertribüne.


Foto: Homepage des Brüder Grimm Festivals


"Rapunzel - Ein haarsträubendes Musical" stammt aus der Feder von Michael Fajgel und ist - wie es ja Tradition ist - nur an das eigentliche Märchen angelehnt. SEHR frei nach den Brüdern Grimm eben. 

In haarsträubend klingt das ungefähr so:

Die Königsfamilie Trott zu Hottensolz ist - der Finanzkrise sei Dank - pleite. Einzige Chance: Tochter Harmina reich verheiraten. Auf den ersten Blick nicht besonders schwer, denn sie ist wunderschön und singt wie ein Engel. Auf den zweiten entpuppt sie sich dann allerdings als verwöhnte Dumpfbacke.

Prinz Harold, Duke of Hartford, hat von der Schönheit Harminas bis nach England gehört. Er und sein Knappe Hartwig Hartlepool werden am Schloss vorstellig, um „die schone Frollein“ zu freien. Der Prinz ist von des Königs Tochter begeistert und die Verbindung wäre wohl auch zustande gekommen, hätte Harmina einfach ihren dummen Mund gehalten. Doch dann kommt das findige Königspaar auf die Idee, Hansine, die hübsche Tochter des Rapunzelbauern, als ihren eigenen Spross auszugeben. Der Handel scheint zu klappen, doch Frau von Haarenschneid, Harminas Erzieherin und Nanny, ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Sie entführt Hansine und versteckt sie in einem geheimen Verlies im Schloss. Kurz darauf findet man Hansines blutverschmiertes Kleid im Wald. Ein Happy-End scheint in weite Ferne gerückt - oder vielleicht doch nicht....
Prinz Harold und sein Knappe Hartwig Hartlepool reisen zum Schloss, damit der Prinz um Harmines Hand anhalten kann. Doch die beweist, dass sie nicht die Hellste ist und das Königspaar sieht seine Chancen schwinden. Also wird kurzerhand die Tochter des Rapunzelbauern, Hansine, als die eigene ausgegeben. Der Deal scheint perfekt. Bis Frau von Haarenschneid, Harminas Erzieherin, Hansine entführt und in ein Verlies im Schloss sperrt. Kurz darauf findet man Hansines blutverschmierte Kleider im Wald. War's das mit dem Happy End???





Auf der Bühne stehen werden:

Frau von Haarenschneid: Katja Brauneis
KöniginEdelgard: Sabine Guth
Erzählerin/Rapunzelbäuerin: Inga Jamry
Harmine: Christina von Leyen
Hansine: Annabelle Mierzwa
Jäger/Diener/Geldverleiher/Rapunzelbauer: Claudius Freyer
Prinz Harold: Tim Müller
König Edelhard: Martin Rüegg
Knappe Hartwig Hartlepool: Harald Tauber


Gespielt wird vom 12. Juli bis zum 12. August, Tickets gibt es im Theater im Centrum oder online.






Darsteller

  Frau von Haarenschneid, Harmines Erzieherin Katja Brauneis
Königin Edelgard von Trott zu Hottensolz Sabine Guth
Erzählerin, Rapunzelbäuerin Inga Jamry Harmine von Trott zu Tottensolz Christina van Leyen Hansine, auch genannt Rapunzel Annabelle Mierzwa Jäger/ Diener/ Geldverleiher/ Rapunzelbauer Claudius Freyer Prinz Harold, Duke of Hartford Tim Müller König Edelhard von Trott zu Hottensolz: Martin Rüegg Knappe Hartwig Hartlepool Harald Tauber
Prinz Harold, Duke of Hartford, hat von der Schönheit Harminas bis nach England gehört. Er und sein Knappe Hartwig Hartlepool werden am Schloss vorstellig, um „die schone Frollein“ zu freien. Der Prinz ist von des Königs Tochter begeistert und die Verbindung wäre wohl auch zustande gekommen, hätte Harmina einfach ihren dummen Mund gehalten. Doch dann kommt das findige Königspaar auf die Idee, Hansine, die hübsche Tochter des Rapunzelbauern, als ihren eigenen Spross auszugeben. Der Handel scheint zu klappen, doch Frau von Haarenschneid, Harminas Erzieherin und Nanny, ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Sie entführt Hansine und versteckt sie in einem geheimen Verlies im Schloss. Kurz darauf findet man Hansines blutverschmiertes Kleid im Wald. Ein Happy-End scheint in weite Ferne gerückt - oder vielleicht doch nicht....
Prinz Harold, Duke of Hartford, hat von der Schönheit Harminas bis nach England gehört. Er und sein Knappe Hartwig Hartlepool werden am Schloss vorstellig, um „die schone Frollein“ zu freien. Der Prinz ist von des Königs Tochter begeistert und die Verbindung wäre wohl auch zustande gekommen, hätte Harmina einfach ihren dummen Mund gehalten. Doch dann kommt das findige Königspaar auf die Idee, Hansine, die hübsche Tochter des Rapunzelbauern, als ihren eigenen Spross auszugeben. Der Handel scheint zu klappen, doch Frau von Haarenschneid, Harminas Erzieherin und Nanny, ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Sie entführt Hansine und versteckt sie in einem geheimen Verlies im Schloss. Kurz darauf findet man Hansines blutverschmiertes Kleid im Wald. Ein Happy-End scheint in weite Ferne gerückt - oder vielleicht doch nicht....

Montag, 2. April 2012

"Hair", Theater Bonn, 31. März 2012

Eins vorweg: Ich LIEBE "Hair". Weswegen es mir einigermaßen schwer fällt, objektiv zu bleiben. Anderereits verlangt ja auch niemand, dass ich eine wissenschaftliche Abhandlung schreibe. Und am Ende wird sowieso jedem klar sein, wie ich's fand: TOLL!

Bei dieser Inszenierung handelt es sich um eine Co-Produktion des Staatstheaters Kassel und des Nationaltheaters in Mannheim. Ich hatte das Stück in Kassel bereits gesehen und wusste, was mich erwartet. Jedenfalls dachte ich das.



Video: Theater Bonn


"Hair" besticht jetzt nicht gerade mit einer durchgängigen Handlung, es geht vielmehr darum, das Lebensgefühl dieser Zeit einzufangen, die Ideale der Hippies aufzuzeigen und wie die Realität ihre großen Träume von einer besseren Welt letztlich zunichte macht.

Die Figur des Claude Bukowsky ist sowas wie der rote Faden des Stücks. Er soll zum Wehrdienst eingezogen werden, rebelliert gegen den jähzornigen Vater und die spießige Mutter, trifft auf eine Gruppe Hippies, denen er anfangs eher skeptisch gegenübersteht, denen er sich aber dann doch anschließt. Und inmitten der kunterbunten Truppe, die ihre ganz eigene Philosophie von Liebe und Frieden lebt, scheint seine Entscheidung, nach Vietnam zu gehen, um sein Land zu verteidigen, völlig absurd und falsch. Und als er mit durchgeschnittener Kehle im vietnamesischen Dschungel endet, müssen auch die Blumenkinder sich eingestehen, dass ihre Träume geplatzt sind.



Das Bühnenbild besteht aus zwei riesigen beweglichen Halfpipes in Weiß und der überdimensionalen, weiß gerahmten US-Flagge im Hintergrund. Das ist man von anderen Aufführungen bunter gewöhnt, mir gefiel aber gerade der Kontrast zu den wirklich tollen, knalligen Kostümen sehr gut.
Weiterhin wurde viel mit Videoprojektionen gearbeitet. Gleich zu Beginn die Rede von John F. Kennedy, später die von Martin Luther King, eine Einspielung von "I love Lucy", die sehr schön das Frauenbild dieser Zeit aufzeigt und am Ende zu "What a piece of work is man" die US-Bomber die das tödliche Agent Orange über Vietnam abwerfen.
Gastauftritte haben auch John Lennon und Yoko Ono, eine blutüberströmte Sharon Tate, Charles Manson, Timothy Leary, Andy Warhol, Rhett und Scarlett, Popeye und einige andere. Für diejenigen, die sich in den Sixties nicht so gut auskennen, waren diese Figuren vielleicht nicht immer zuzuordnen, als Hauptdarsteller eines LSD-Trips hatten sie trotzdem für jeden ihre Daseinsberechtigung.




Schön fand ich auch, dass das Publikum immer wieder miteinbezogen wurde. Ob das der erste Auftritt von Maricel als Sheila war, die sich plötzlich zwischen den Zuschauerreihen durchmogelte, einige Darsteller in den Zuschauerraum kamen und das Publikum zum Mitklatschen- und tanzen aufforderten oder als sie sich gen Ende des ersten Aktes ihren Weg über die Stuhllehnen und die Köpfe der Zuschauer hinweg zu den Ausgängen bahnten.

Zu den Songs muss ich wahrscheinlich nicht viel sagen. "Aquarius", "Hare Krishna", "Good morning starshine" und "Let the sunshine in" kennt jeder. Was man keinesfalls unterschätze sollte, ist die Geschwindigkeit, mit der z. B. Teile von "Manchester, England" oder auch "Hair" und "I got life" zu singen sind. Oder auch "Ain't go no", bei dem das wirklich große Ensemble trotz des hohen Tempos perfekt harmoniert.



Das Ensemble ist durchweg großartig besetzt und spielt mit unglaublich viel Spaß. Trotzdem möchte ich ein paar Darsteller hervorheben: 
Zum einen Tertia Botha als Dionne. Schade, dass ihr auch nach so vielen Jahren, ähnlich wie Judith Lefeber, die ich in Kassel in dieser Rolle sehen durfte, noch immer das Etikett "Castingshow-Sternchen" anhaftet. Das ist so unnötig. Schon beim Opener "Aquarius" macht sie klar, was sie kann.

Maricels "Easy to be hard" war schon stark, aber beim abschließenden "Let the sunshine in" konnte sie so richtig aufdrehen. Die Rolle der Sheila ist eher klein, aber es war schwer zu übersehen, wie viel Spaß ihr das macht.

Sehr, sehr gut gefallen hat mir auch, wie Henrik die Rolle des Oberhippies und Weiberhelden George Berger interpretiert. Ich mag die Attitüde, diese Respektlosigkeit alles und jedem gegenüber. Wenn ich den Prototyp eines Hippies beschreiben müsste: So sähe er aus.

Last but not least... Markus Schneider. Schon nach dem ersten Solo "Where do I go" (cleverer Schachzug übrigens, das an den Anfang des Stückes zu nehmen! Passt super in die Szene.) war klar, mit was er sich in diversen Kritiken Titulierungen wie "herausragend" und "grandios" verdient hat. So viel Bühnenpräsenz, so viel Spielfreude! Bei "I got life" habe ich kurz vergessen zu atmen vor Begeisterung. Un-fucking-fassbar.


Die Standing Ovations am Ende waren jedenfalls mehr als verdient. Und bei den Zugaben haben alle nochmal alles gegeben. Wie das komplette Ensemble auf dem Steg direkt vorm Publikum abgegangen ist, war der Wahnsinn. Vor allem Markus und Henrik mit ihrer Wiederholung des Titelsongs. Es hat SO viel Spaß gemacht zu sehen, wie sehr sie sich über den anhaltenden Jubel gefreut haben. 
Ich weiß nicht, ob Herr Schneider bei jeder Zugabe einen Ausflug ins Hochparkett macht oder ob da einfach die Endorphine mit ihm durchgegangen sind. Irgendwie hoffe ich aber Letzteres.

"Nehmt eure Glühwürmchen und glüht!"




Auf der Bühne standen:

Claude Hooper Bukowsky: Markus Schneider
Donna Bukowsky: Ursula Anna Baumgartner
Mrs. Bukowsky: Simone Stahlecker
Mr. Bukowsky: Carlo Ghirardelli
Berger: Henrik Wager 
Woof: Christof Kaiser 
Hud: Alvin Le-Bass
Jeannie: Peggy Pollow
Steve: Kristian Lucas
Dionne: Tertia Botha 
NaÏma: Jennifer Boone
Cecilia: Miriam Cani
Chastity: Tina Ajala
Crissy: Kun Jing
Sheila: Maricel
Che: Philipp Georgopoulos
Shiva: Annabelle Mierzwa
Cosma: Beatrix Gfaller
Alissa: Miruna Mihailescu
Zoe: Susanne ten Harmsen
Sumatra: Michael Höfner
Tamati: Olaf Reinecke
Pitú: Wanderson Wanderley


(Alle Fotos: Theater Bonn)

Montag, 26. März 2012

Solisten Sommernachts des Musicals Dinslaken II

Auf musicalradio.de werden Roberta Valentini und Patricia Meeden als weibliche Solisten für die Sommernacht des Musicals bekannt gegeben.SO darf ein Montag gern beginnen.

Und wenn dann noch wie versprochen "Songs der neuen Generation des Musicals" präsentiert werden, wird es sicher auch dann ein fantastischer Abend, wenn Patrick sich nicht wieder in Alufolie einwickelt.

Apropos Patrick und Folie: Erkenne nur ich da eine gewisse Regelmäßigkeit? Bei "The full monty" ist es die Frischhaltefolie... Hm. Strange.

Dienstag, 20. März 2012

Solisten bei der Sommernacht des Musicals in Dinslaken

thatsmusical.de hat die ersten Solisten für die Sommernacht des Musicals bekanntgegeben und ich bin direkt eine runde jubelnd um den Schreibtisch gerannt! 
Ich FREU mich auf Serkan Kaya, Patrick Stanke und Christian Alexander Müller!!!

Wer sich jetzt fragt, woher meine Euphorie kommt:

 Video von Jule




Mittwoch, 7. März 2012

Heute leider keine Vorstellung

Danke, streikender ÖPVN

"Company"-Aufführung auf der großen Kinoleinwand

Wie toll ist DAS denn? Auf der UCI-Homepage kann man Folgendes lesen:

Neil Patrick Harris und Jon Cryer in Sondheims 'Company'

Millionen Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt kennen sie als Barney Stinson, den smarten Womanizer aus „How I Met Your Mother“, und Alan Harper, Charlie Sheens kleinen Bruder aus „Two and a Half Man“. Nun beweisen Neil Patrick Harris und Jon Cryer in Stephen Sondheims „Company“ die ganze Bandbreite ihres Könnens. UCI EVENTS präsentiert das preisgekrönte Broadway-Musical mit Starbesetzung, aufgenommen 2011 mit den New York Philharmonikern, an zwei Terminen auf der großen Kinoleinwand:

Stephen Sondheims „Company“ –  Am 11. April um 20 Uhr und 15. April um 17 Uhr


Ausgezeichnet mit sechs Tony-Awards (u.a. für das Beste Musical, Bestes Drehbuch, Beste Musik), feierte Stephen Sondheims Musical „Company“ seit seiner Premiere im April 1970 seine größten Erfolge am Broadway und im Londoner West End. Nun erobert die Geschichte um Beziehungen und Freundschaften eines Mittdreißigers in einer einzigartigen Produktion mit Starbesetzung auch die große Kinoleinwand. In der Hauptrolle des Robert ist „How I Met Your Mother“-Star Neil Patrick Harris zu sehen, der bereits im Jahr 2000 mit den New York Philharmonikern in Stephen Sondheims „Sweeney Todd“ auf der Bühne stand. Neben ihm brillieren „Two and a half Men“-Star Jon Cryer, Tony Award-Gewinner Craig Bierko, Emmy-Gewinner Stephen Colbert, die Tony-Award-Gewinnerinnen Katie Finneran und Patti Lupone u.v.a.


Aufgeführt mit den New York Philharmonikern erzählt „Company“ vom Leben des Mittdreißigers Robert und seinen Freunden. Robert lebt in New York und ist beziehungsresistenter Single. Zu seinem 35. Geburtstag wollen ihn seine besten Freunde - fünf verheiratete Paare und drei Freundinnen, die sich bislang noch nie begegnet sind - in seinem Appartement mit einer Party überraschen, um ihm alles Gute zu wünschen. Doch was mag das sein? In kurzen Rückblicken erinnern sich seine Freunde an Episoden aus ihrem Leben mit Robert (oder: Bob, Bobby, Robby, Robbo), erzählen von ihren Beziehungen, ihren Problemen, ihrem Leben.


Unter der musikalischen Leitung von Paul Gemignani folgt die Inszenierung von Lonny Price dem Original der ersten Broadway-Produktion von Harold Prince und wirft einen komischen Blick auf die immer wiederkehrenden Probleme und Themen von Menschen in Beziehungen.


Aufgenommen im April 2011 in der Avery Fisher Hall im Lincoln Center / New York, sprüht Sondheims Erfolgsmusical mit all seinen großen Nummern wie „Company“, „Being Alive“ und „Side by Side“ und einem einzigartigen Ensemble vor Euphorie und Lebensfreude.


UCI EVENTS zeigt Neil Patrick Harris in Stephen Sondheims „Company“ in perfekter HD-Qualität und glasklarem Surround Sound mit deutschen Untertiteln in allen UCI KINOWELTen.


Music und Text: Stephen Sondheim

Regie: Lonny Price nach Harold Prince
Musikalische Leitung: Paul Gemignani
Choreographie: Josh Rhodes
Mit Neil Patrick Harris, Jon Cryer, Craig Bierko, Stephen Colbert, Katie Finneran, Christina Hendricks, Aaron Lazar, Patti LuPone, Jill Paice, Martha Plimpton, Anika Noni Rose, Jennifer Laura Thompson, Jim Watson, Chryssie Whitehead

Sicher dir jetzt deine Tickets für ein einzigartiges Musical-Erlebnis mit Starbesetzung! Tickets sind für 15,- € zzgl. Zuschläge an der Kinokasse oder online erhältlich.

Tipp: ADAC-Mitglieder zahlen einen ermäßigten Preis von 13,- € zzgl. Zuschläge.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Die Tagebücher von Adam und Eva

Wie viele Lachtränen ich beim Lesen der Buchvorlage (Leseprobe) für dieses Musical vergossen habe, weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Keine Frage, Mark Twain war ein sehr, sehr guter Beobachter, denn als Frau fühlt man sich an manchen Stellen doch sehr... ähm... ertappt!


Und darum geht's:
Die spritzige Eva taucht eines Tages im beschaulichen Leben Adams auf. Sie fängt sofort an, sein Leben zu analysieren, strukturieren und zu optimieren, was Adam gewaltig auf die Nerven geht. So dauert es eine Weile und viele Begebenheiten im Garten Eden, bis Adam nicht mehr vor diesem seltsamen Störenfried Reißaus nimmt und die erste große Liebesgeschichte des Weltgeschehens stattfinden kann. 


Originell und pointenreich wird enthüllt, was im Garten Eden wirklich geschah … gab es eine Schlange ... hat Adam noch alle Rippen beisammen ... wer braucht eigentlich einen Dinosaurier als Haustier und was wurde aus dem Fisch?

Vera Bolten und Alex Melcher
 
Mark Twain, Zeit seines Lebens strenger Beobachter und Kritiker der amerikanischen Gesellschaft, schrieb mit »Die Tagebücher von Adam & Eva« eine satirische Auseinandersetzung mit Kirche, Religion und Bibel, vor allem aber auch eine Hommage an die Frau.

Als die beiden Musical erprobten Kreativen Marc Seitz und Kevin Schroeder das Buch lesen, ist beiden sofort klar, das ist ein Musical. Sie setzen das Buch und dessen Witz textlich nah ins Zeitgeschehen, ohne den Garten Eden zu verlassen. Stimmig arrangieren sie die Musik, die die Komödie jazzig-rhythmisch mit lyrischen Partituren erzählt.


VORSTELLUNGEN IM ADMIRALSPALAST STUDIO BERLIN:
Sa., 3. März 2011 20:00 (Uraufführung)
Mo., 19. März 2011 19:00
Fr., 30. März 2011 20:00
Sa., 31. März 2011 20:00

GASTSPIEL IM KATIELLI THEATER DATTELN:
Do., 5. April 2011
Sa., 7. April 2011
So., 8. April 2011

Mit Vera Bolten als Eva und Alex Melcher (3.+19.3.) oder Mathias Schlung (30.+31.3.) als Adam.

Regie: Christoph Drewitz
Musikalische Leitung: Nikolai Orloff
Bühne: Michael Korn
Kostüm: Regina Schill
Sound: Simon Böttler


(Text und Fotos: Facebookseite des Musicals)