Sonntag, 9. Dezember 2012

Rebecca, Palladium Theater Stuttgart, 8. Dezember 2012

Mein zweiter Besuch auf Manderley und diesmal gibt's auch tatsächlich einen Bericht dazu.
 
Einer Rabattaktion sei Dank führte mich der Weg also ein weiteres Mal nach Cornwall. 60 Euro ist für PK1 an einem Samstagabend mehr als okay. Erst recht, wenn ich damit jemandem eine Freude machen kann.

Ich war beim letzten Mal von Christina, Arvid und Femke schon ziemlich begeistert und gespannt, wie mir Valerie, Jan und Pia im Vergleich gefallen würden. 

Die Geschichte um die neue Frau von Maxim de Winter, die sich auf Manderley gegen den übermächtigen Schatten der verstorbenen Rebecca und der ihr zutiefst ergebenen Haushälterin Mrs. Danvers behaupten muss, dürfte den meisten bekannt sein.

Das Bühnenbild war sehr aufwändig und opulent, ob nun die Hotellobby in Monte Carlo, die Bibliothek auf Manderley, die drehbare Freitreppe, die immer wieder zum Einsatz kommt oder das pompöse Schlafzimmer Rebeccas. Beeindruckend auch die Projektionen. Das komplette Anwesen Manderley zu Beginn, der Himmel über den Klippen von Monte Carlo, das rote Laub, das Fenster und Balkon von Rebeccas Zimmer umrahmt oder auch die Bahnhofsszene mit dem einfahrenden Zug. Allesamt sehr überzeugend. Darüber, dass die Treppe am Schluss brennt, ist schon so viel geschrieben worden, dass ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe. Das sieht einfach sehr spektakulär aus.

Die Musik dürfte in weiten Teilen wohl auch bekannt sein. Die teilweise sehr dramatischen Songs passen sehr gut zur Geschichte, obwohl sie mir persönlich weniger im Gedächtnis bleiben als die anderer Musicals. Aber so direkt nach der Show ertappe ich mich doch immer wieder dabei, wie ich "Ich hab geträumt von Manderley" vor mich hinsumme. 

Apropos "Ich hab geträumt von Manderley": Valerie Link war eine ganz zauberhafte ICH. Mädchenhaft und schüchtern am Anfang, später zaghaft selbstbewusst und am Schluss die ganz klare Herrin von Manderley. Sie spielte sehr natürlich und ich mochte ihre Stimme wirklich gern. 

Jan Ammann überzeugte vor allem stimmlich. Dazu kommt, dass er durch seine Statur schon in der Szene in der Hotellobby sofort auffällt und so meiner Vorstellung eines Maxim näher kommt als Arvid, den ich persönlich schauspielerisch lieber mochte.

Pia war... Pia eben. Jede Geste, jeder Blick, jeder Ton auf den Punkt. Wie groß der Unterschied zwischen der verbitterten, verhärmten Mrs. Danvers und der strahlend lächelnden Pia beim Schlussapplaus war, macht nur deutlich, welche darstellerische Leistung sie da vollbringt.

Kerstin Ibald und Udo Eickelmann haben mich als Bee und Giles genauso überzeugt wie beim letzten Besuch. Mona Graw war eine sehr schrille Mrs. van Hopper, Carl van Wegberg hat mir als schmieriger Jack Favell sehr gut gefallen, genau wie Jörg Neubauer als Frank Crawley und Oliver Heim als Ben.

Im Ensemble sind mir Christina Patten und Jakub Wocial besonders aufgefallen. Christina, weil ich sie beim letzten Besuch als ICH sehen durfte und Jakub, weil ich ihn a) schon aus Vampir-Zeiten kenne und er mich b) gerade als Kronprinz Rudolf in einem Video seiner Warschau-Konzerte begeistert hat. Das soll allerdings die Gesamtleistung nicht schmälern, denn das gesamte Ensemble hat mit unglaublich viel Spaß gespielt.

Es gibt sicher Menschen, die das Stück öfter gesehen haben und viel eher Unterschiede in der Darstellung erkennen als ich, die sagen können, wer was wie spielt. Für mich waren aber die Unterschiede zwischen beiden besuchten Vorstellungen minimal. 

Die unangenehmste Nebensache des Abends war mein Sitznachbar, der leider in die Kategorie Besucher gehörte, die sich in einem Theater nicht zu benehmen wissen. Vom kompletten Desinteresse am Geschehen auf der Bühne mal abgesehen. Ein hyperaktives Kind hätte weniger Unruhe verbreitet. Er rutschte permanent in seinem Sitz hin und her, kratzte sich ständig irgendwo, unterhielt sich lautstark mit seiner Begleiterin, fuhr sich durchs Haar, zupfte sich die Augenbrauen und schüttelte schließlich sein Sakko aus, dass mir ganz anders wurde. Noch dazu äffte er mit ausladenden Gesten das Geschehen auf der Bühne nach und rief laut "YAY! Happy end!", als ICH und Maxim sich am Schluss in die Arme fallen. Ach ja, das immer wieder aufleuchtende Handydisplay störte mich nach dem dritten Mal fast nicht mehr.


Fast ebenso ärgerlich fand ich es, dass man die Stuttgarter Gesamtaufnahme im Theater noch nicht kaufen konnte. Dem netten Mann am Souvenirstand war es sichtlich unangenehm, dass er auf die häufigen Nachfragen nur "Tut mir sehr leid, wir rechnen jeden Tag mit der Lieferung!" antworten konnte. Aber gut, dann eben amazon. 


Cast


ICH - Valerie Link

Maxim de Winter - Jan Ammann

Mrs. Danvers - Pia Douwes

Beatrice - Kerstin Ibald

Mrs. van Hopper - Mona Graw

Jack Favell - Carl von Wegberg

Frank Crawley - Jörg Neubauer

Ben - Oliver Heim





Ensemble Damen


Christina Patten (Clarice), Helena Blöcker, Lena Brandt, Christina Maria Brenner, Petra Clauwens, Virginie Kop, Melanie Walter, Wiebke Wötzel





Ensemble Herren


Udo Eickelmann (Giles/Horridge), Gerd Achilles (Oberst Julian), Alexander Bellinkx (Frith), Oliver Wejwar (Robert), Fredrik Andersson, Christoph Apfelbeck, Christian Kerkhoff, Jakub Wocial



Dirigent


Guido Löflad

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