Nachdem mich schon die ABBA- und Queen-Konzerte begeistert haben, war "Swing in concert" natürlich eine Pflichtveranstaltung. Und auch diesmal ist es dem Staatstheater wieder perfekt gelungen, das Flair der späten 50er und frühen 60er einzufangen und die Zuschauer in eine andere Zeit zu entführen.
Eine Bar am rechten Rand der Bühne, die bei einem Konzert des Rat Pack natürlich niemals fehlen darf, immer ein paar Drinks auf der Theke, der Rauch von Zigaretten in der Luft, die Herren allesamt in Anzug und Fliege, die Damen in eleganten Abendroben und die Illusion des Spielerparadieses Las Vegas war perfekt. Dazu die drei großartigen Sänger, die ihren realen Vorbildern unglaublich nahe kamen. Nigel David Casey gab den leicht angeschickerten Charmeur Dean Martin, Andreas Wolfram den immer irgendwie schlitzohrig wirkenden Sammy Davis Junior und Henrik Wager brillierte als Frank Sinatra. Jeder eine Klasse für sich und sehr, sehr überzeugend.
Ganz wie das reale Rat Pack wickelten sie die Damen mit ihrem Charme um den Finger, um sie dann zum Duett zu bitten. Und Judith Lefeber, Katja Friedenberg, Tabea Henkelmann und Ingrid Fröseth ließen sich nur zu gern bitten. Wer hätte da auch widerstehen können?
Sehr, sehr gut gefallen hat mir, wie man das Ganze inszeniert hat. Insa Pijanka, die Moderatorin der vergangenen Konzerte, überließ das moderieren größtenteils den Herren und hatte so Zeit, hinter der Bar mit den Protagonisten zu smalltalken, Drinks zu mixen und zu servieren. Gern auch mal im Orchester. Da erhoben zwischen den Songs schon mal die Musiker ihre Gläser und auch der Dirigent (eine Show für sich: Patrik Ringborg) stieß mit seinen Mitarbeitern an. All diese Kleinigkeiten waren es, die diese Show so besonders machten. Wenn ich ein Adjektiv dafür finden müsste, wäre es wohl "liebevoll", denn genauso ist diese Show gemacht.
Im Programm durften natürlich Klassiker wie "That's amore", "Fly me to the moon" oder "Somethin' stupid" nicht fehlen. Ausgiebig bejubelt wurden vor allem Andreas Wolfram mit "Mr. Bojangles" und Henrik Wagers umwerfende Version von "My way". Ein Highlight war - natürlich - "New York, New York" und auch das abschließende Medley. Aber auch Judith Lefeber mit "The lady is a tramp" ist mir im Gedächtnis geblieben.
Ich habe das Theater "Strangers in the night"-summend und mit dem festen Vorsatz, mir das auf jeden Fall nochmal anzusehen, verlassen. Und vielleicht ergattere ich beim nächsten Mal auch ein Programmheft, so dass ich hier die komplette Songliste posten kann.
Es widerstrebt mir einigermaßen, hier irgendwen besonders hervorzuheben. Ich muss aber. Weil zwischen dem Aufrührer Berger in "Hair", den ich noch vor ein paar Wochen gesehen habe, und dem smarten Frankie-Boy Welten liegen, Henrik Wager aber beides so unfassbar überzeugend auf die Bühne bringt, dass mir nichts mehr einfällt. WIE wandelbar kann man eigentlich sein?
Hingehen, verehrte Damen und Herren! Auch - oder vor allem -
diejenigen, die beim Thema Swing erstmal "Och nö!" denken. Es lohnt sich
wirklich, weil es nicht einfach eine Aneinanderreihung von Songs ist,
sondern ein Konzert, wie es auch in Las Vegas stattgefunden haben
könnte. Mit allem Drum und Dran. Vor allem aber mit einem Publikum, das geschlossen mitgeschnippst hat und die Protagonisten nicht gehen lassen wollte.
Fotos: Facebook-Seite des Staatstheaters Kassel
Gestern gesehen und erlebt. Superklasse !!! Der Bericht stimmt bis auf das Komma genau.
AntwortenLöschenWenn es geht, gehe ich nochmal hin.
Freut mich sehr, dass du genauso viel Spaß an der Show hattest wie ich! Leider war ja am Freitag schon die letzte Vorstellung.
LöschenIch bin gespannt, wie das Disco-Motto in der nächsten Spielzeit umgesetzt wird.