Samstag, 23. Februar 2013

Rainy Days, tic Kassel, 24. Januar 2013

Mein Besuch im tic liegt jetzt schon eine Weile zurück, ich will es aber keinesfalls versäumen, noch ein paar Worte zu "Rainy days" zu verlieren.

Die Vorlage für dieses Musical liefert der Film "Mitten ins Herz" mit Hugh Grant und Drew Barrymore. 

Für diejenigen, die den Film nicht kennen, hier kurz die Geschichte:
Tom Graham bildete mit seinem Partner (der Name wurde auch genannt, ist mir aber entfallen. Wer helfen kann: Sehr gern!) in den 80ern das erfolgreiche Pop-Duo "ZACK". Das ist lange her, der Partner hat sich inzwischen mit den gemeinsamen Songs aus dem Staub gemacht und zudem noch eine kometenhafte Solokarriere gestartet, während Tom sich mit Auftritten in Möbelhäusern und Werbespots für Friseure mehr schlecht als recht über Wasser hält. Seine große Chance auf ein Comeback wittern sein Manager Frank und er, als Popstar Gina Cox ihn bittet, in drei Tagen einen Hit für sie zu schreiben. Tom ist Musiker, sein Talent fürs Texten hält sich in Grenzen, da kommt ihm die resolute, dauerquatschende Christin, deren eigentliche Aufgabe es ist, die Blumen in seiner Wohnung zu gießen, ganz gelegen. Die qualifiziert sich nämlich schon deswegen als Texterin, weil sie bereits einen Gedichtband veröffentlicht hat. Dass die Zusammenarbeit dieser so unterschiedlichen Menschen nicht ganz ohne Grabenkämpfe abgeht und bei diversen Meinungsverschiedenheiten nie klar ist, ob sie ihrer Aufgabe am Ende gewachsen sein werden, versteht sich von selbst.


Genauso versteht es sich im tic von selbst, dass in jedes Stück regionale Bezüge eingebaut werden. So verirrt sich Manager Frank bei der Suche nach einem Texter natürlich erstmal in einen bekannten Club auf der Kasseler Kneipenmeile. Dort findet er einen Rapper mit Rastas bis zum Hintern, der sich mit seinen holprigen Reimen allerdings als wenig hilfreich entpuppt. Ob nun als unfähiger Gangsterrapper, schüchterner Ansager beim Klassentreffen, Literaturprofessor oder als tief ergebener Manager/Fußabtreter des überkandidelten Popstars Gina: Martin Ruegg hat die Lacher auf seiner Seite.
Ganz groß auch Christoph Steinau, der als Toms schmieriger Manager Frank ständig unter Strom steht und mit seiner Interpretation von "Kiss" definitv einen Showstopper hinlegt.
Seiner Stimmgewalt sind die Ladies des Abends aber definitv gewachsen. Christina van Leyen spielt die überdrehte Popqueen Gina, die ihr Karma mit esoterischen Sinnsprüchen aufzupolieren versucht und haut gleich zu Beginn ein "Stronger" raus, das Christina Aguilera vor Neid erblassen lassen würde. Und auch ihre Interpretationen von Pink- und Adele-Songs muss sich hinter den Originalen überhaupt nicht verstecken. Diese Stimme hat mich jedenfalls gleich mal in den Sitz getackert.
Die eigenwillige Christin wird von Inga Jamry gespielt, die - wie immer - stimmlich und schauspielerisch keine Wünsche offen lässt. Als dauerquasselnde Blumenfee hat sie die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite, denn sie fasst den ehemaligen Popstar Tom nie mit Samthandschuhen an, sondern sagt ihm ungeschönt, was sie denkt.
Die Rolle des Tom Graham wurde an diesem Abend von Christian Bulwien gespielt, der den erkrankten Michael Fajgel souverän vertrat, und dem gefallenen Popstar zwischen Hoffnung und Verzweiflung ein Gesicht und eine Stimme gab. Ob nun mit Boy George- oder a-ha-Songs.

Die Show beginnt mit einer Leinwand, auf der ein Friseur-Werbespot gezeigt wird, in dem Tom Graham die Hauptrolle spielt. Und so geht das Stück auch zu Ende. Nur dass Tom samt seinem albernen Kostüm und den Tänzerinnen plötzlich ganz real auf der Bühne steht. Ein schöner Einfall der Regie (Tobias Krechel), der auch entsprechend bejubelt wurde.

Wie immer im tic hatte ich einen unterhaltsamen Abend und eine Woche lang Mühe, die Ohrwürmer aus dem Stück wieder loszuwerden. Und ich fürchte, ich werde nach dem Schreiben dieses Berichts wieder tagelang "I like Chopin" vor mich hinsummen. Verdammt.

Auf der Bühne standen:
Inga Jamry, Christina van Leyen, Christian Bulwien, Loreen Fajgel, Martin Ruegg, Christoph Steinau, Annika Hoffmann, Verena Piwonka  

Und wer das Stück noch sehen möchte: Wiederaufnahme am 16. Mai 2013

Bilder dazu gibt's hier, vor allem aber hier.


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