Sonntag, 8. Januar 2012

"Ganz oder gar nicht - The full monty", Opernhaus Dortmund, 7. Januar 2012

Grob fahrlässig, mir gegenüber einen Satz wie "Ach, das würde ich mir auch mal ansehen!" fallen zu lassen und damit "Ganz oder gar nicht" zu meinen!
Keine fünf Stunden nachdem sie diesen verhängnisvollen Satz gesagt hatte, saß die unvorsichtige, redselige Freundin nämlich hinter mir in Loge eins des Dortmunder Opernhauses. Weitere drei später grinste sie ziemlich breit und summte "Fühl dich frei, fühl dich, sei mal locker, fühl dich frei!" vor sich hin.
Mission completed.

Der Platz in der Loge bot mir eine komplett andere Sicht als beim letzten Mal in Reihe zwei. Für den Gesamtüberblick war das nicht schlecht, aber beim nächsten Mal darf's dann gern wieder weiter vorn sein. Beim nächsten Mal? Ähm... JA, denn das "NOCHMAL!"-Gefühl ist auch gestern nicht ausgeblieben, weil...
...das Stück ist einfach toll, die Balance zwischen Spaß und Melancholie ist perfekt, wischt man sich in der einen Sekunde noch die Lachtränen aus den Augen, hat man in der nächsten schon einen leichten Kloß im Hals.
...die Cast ist durchweg grandios. David Jakobs als Jerry Lukowski, der den verzweifelten Vater, der das Sorgerecht für seinen Sohn Nathan zu verlieren droht, genauso überzeugend und stimmgewaltig gibt, wie den etwas großmäuligen Macho, der seine Freunde zum Strippen überredet. Patrick Stanke spielt Dave Bukatinsky, den übergewichtigen, zum Hausmann degradierten Stahlarbeiter mit unglaublich viel Spaß an der Rolle. Dirk Weiler ist als seriöser Ex-Abteilungsleiter, der es nicht übers Herz bringt, seiner verwöhnten Frau Vicky (Melanie Wiegmann) seine Arbeitslosigkeit zu beichten, sehr beherrscht und souverän, hat am Ausziehen aber schließlich ähnlich viel Freude, wie Markus Schneider als Elton, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit blank zieht. Nicht zu vergessen: Tim Ludwig als schüchternes Muttersöhnchen Malcolm, der durch seine neuen Freunde auch seinen Lebenswillen wiederfindet sowie Frank Odjidja als leicht hüftsteifer Horse.
Nicht weniger toll: Die Damen. Sabine Ruflair als quirlige Georgie Bukatinsky, Verena Mackenberg als Estelle, Tina Haas als Nathan/Susan und Julia Klotz als Pam Lukowski. Mein persönliches Highlight war aber auch diesmal wieder Johanna Schoppa als Jeanette. Göttlich, wie sie hinter ihrer Orgel herumtobt und die Jungs anfeuert.
...das Bühnenbild ist mit der Fassade des Stahlwerks recht einfach gehalten, bietet durch Treppen und Galerie aber die Möglichkeit, auf zwei Ebenen zu spielen. Die restlichen Kulissen werden bei Bedarf auf Schienen auf die Bühne gefahren: die Herrentoilette, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, ein Cafe...
... die Musik ist abwechslungsreich. Soul, Motown, Rock, Pop. Und wer beim Verlassen des Theaters nicht "Fühl dich frei" vor sich hinsummt, hat irgendwas falsch gemacht.  


Blieben bei meinem letzten Besuch noch einige Sessel leer, war das Theater gestern bis auf den letzten Platz besetzt. Offensichtlich hat sich inzwischen rumgesprochen, was man hier geboten bekommt. Und ich kann mich nur wiederholen: Wenn irgendwas das Prädikat "sehenswert" verdient hat, dann sicher "The full monty".

2 Kommentare:

  1. jajaja - hot metal ist ansteckend :-) ich hab mich total gefreut zu hören, dass das theater endlich so gut ausgebucht ist. wenn die das nicht verdient haben, dann weiß ich es auch nicht!

    lg :)

    PS: du warst am 7.januar da, oder? du hast in deiner überschrift november geschrieben^^

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  2. Ups :)

    Da sieht man mal, wie sehr die Herren mir die Sinne vernebelt haben :D

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